|
Editorial
Wir müssen die Spielregeln ändern
|
Es ist gerade einmal einen Monat her, da hatte Angela Merkel den
Unternehmen gedroht: Wenn diese nicht mehr Frauen in Führungspositionen
bringen würden, dann müssten Sanktionen eingeführt werden. Und in
diesem Monat sind viele Zahlen auf den Tisch gepackt worden, die für
gesetzliche Sanktionen sprechen: Die schwindenden Frauenanteile in den
Bundesparteien und im Bundestag wurden in zahlreichen Reden zum 70.
Jubiläum des Grundgesetzes angemahnt. Der Gleichstellungsindex wurde am
5. Juni 2019 veröffentlicht, ein ernüchterndes Zeugnis für die
Versäumnisse der Gleichstellung im öffentlichen Dienst: Auch hier
tendieren die Frauenanteile in Führungspositionen eher nach unten denn
nach oben. Die Gleichstellung in Deutschland stagniert nicht nur, sie
entwickelt sich zurück. Da scheinen die Drohungen der Bundeskanzlerin
nur konsequent.
|
Zeitgleich haben wir im dbb forum auf der Frauenpolitischen
Fachtagung über Lösungsmöglichkeiten diskutiert: Welche Mechanismen
müssen verändert werden, damit es Frauen gelingt, in Spitzenpositionen
vorzudringen? (Den ausführlichen Bericht lesen Sie ab Seite 2.) Die
Hürden sind groß, in der Politik und in der Wirtschaft ebenso wie in den
öffentlichen
Verwaltungen. Das ist bittere Wahrheit. Auch zeigt
sich, dass es an vielen Stellen dieselben Mechanismen sind, die Frauen
zurückhalten: Es sind die Spielregeln, die einst für eine ausschließlich
männliche Riege entworfen wurden. Es wird Zeit, diese endlich für das
gemischte Doppel umzuschreiben.
In einigen Parteien gibt es dafür
gute Beispiele, über die wir auf unserer Tagung diskutiert haben. Aber
auch die Medienberichterstattung kann einen großen Beitrag leisten,
Frauen in ihrer Kompetenz sichtbarer zu machen. Gleichstellung passiert
nicht einfach. Sie ist das Ergebnis harter Arbeit vieler Akteurinnen und
Akteure, und auch in einer Demokratie müssen Menschen für ihre Rechte
kämpfen und Teilhabe erstreiten. Solidarität ist dafür ein hohes Gut.
Denn nur gemeinsam ist es möglich, Transformationsprozesse anzustoßen.
Nicht die Frauen müssen sich dafür ändern. Die Spielregeln in den
Behörden, den Parteien und den Unternehmen müssen sich ändern. Wenn die
Organisationen dazu nicht selbst in der Lage sind, dann muss die Politik
die nötigen Weichen stellen. Es wird höchste Zeit für eine gesetzliche
Lösung, die auch im öffentlichen Dienst Wirkung zeigt.
Link zur aktuellen Ausgabe von frauen im dbb
www.dbb.de/fileadmin/pdfs/frauen/2019/frauenimdbb_1904.pdf
Link zum Archiv von frauen im dbb:
www.dbb.de/presse/mediathek/magazine/frauen-im-dbb.html" |
|
|
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen