Samstag, 25. Januar 2020

t@cker-tipps: futurium in Berlin - Das Haus der Zukünfte

t@cker-tipps: futurium in Berlin - Das Haus der Zukünfte

"Futurium in Berlin

Das Haus der Zukünfte

Wie wollen wir leben? Seit September 2019 lädt das Futurium in Berlin zum Blick in die Zukunft ein.
 
In Berlin kann man jetzt die Zukunft sehen: Im Futurium dreht sich alles um die Frage: Wie wollen wir leben? Das Museum, erbaut im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, stellt unterschiedliche Zukunftsentwürfe vor und regt zum Dialog über die Lebensgestaltung von morgen an. Roboter-Menschen, begrünte Hochhäuser, gemeinschaftliche Ökonomien – es gibt unendliche Möglichkeiten, über Zukunft nachzudenken. Das Haus der Zukünfte stellt in seiner Ausstellung viele von ihnen vor.

„Was wird mit mir?“ „Wann wird sich mein Smartphone in mich verlieben?“ „Wann beamt Scotty uns alle rauf?“ Ganz still ist es im spacig-dunklen Raum der Fragen, der quasi das Portal in die Zukunftswelten des Futurium in Berlin bildet, nachdem die Besuchenden das hypermoderne dunkelverglaste Gebäude an der Spree durch ein helles minimalistisches Entree im Erdgeschoss betreten und das Obergeschoss erklommen haben. Während man über die vielen Zukunftsfragen sinniert, die da auf schmalen Panels in bunter Leuchtschrift aufleuchten und wieder verschwinden, spürt man im Rücken die mächtige Installation „Tornado“, die den Luftraum des Treppenaufgangs einnimmt und die enorme Beschleunigung der Veränderungen symbolisiert, die das menschliche Dasein und den Planeten in den vergangenen 200 Jahren geprägt haben. So werden die Gäste des Futurium geradezu hineingewirbelt in die Zukunft: Auf über 3.000 Quadratmetern macht die Ausstellung Zukunftsideen erlebbar.

„Wann verliebt sich mein Smartphone in mich?“ Fragen über Fragen, die die Menschen bewegen …
… und ja: Es ist kompliziert. Alles hängt mit allem zusammen.


Denkräume: Mensch, Natur und Technik

In den drei großen Denkräumen Mensch, Natur und Technik entdecken die Besuchenden Zukunftsentwürfe aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Von sich selbst versorgenden Städten bis zur Arbeit der Zukunft und Ideen für nachhaltigeren Konsum, von neuartigen Baustoffe aus der Natur bis hin zu modernen Technologien und Anwendungen aus Medizin und Gesundheitsversorgung werden zahllose unterschiedliche Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Zukunft aussehen könnte.


„Die eine Zukunft gibt es nicht“

„Nie mit dem erhobenen Zeigefinger, nie als Masterplan, sondern als offene Einladung zu Diskussion und Austausch“, betont Futurium-Direktor Stefan Brandt. Denn: „Die eine Zukunft gibt es nicht, wir müssen sie gemeinsam gestalten.“ Nicht zuletzt, weil alles mit allem zusammenhängt, wie eine weitere Installation im Portal zur Ausstellung deutlich macht: Ein mächtiges Netz an der Wand mit Dutzenden Fixpunkten, die für unterschiedlichste Variablen wie etwa Klima, Migration, Ethik, Politik oder Wirtschaft stehen, ist permanent in Bewegung. Hebt sich ein Fixpunkt, senkt sich der benachbarte ab, am anderen Ende des Spannungsfelds gehen dafür wieder zwei hoch. „Tja, es ist kompliziert“, murmelt eine Besucherin und nickt lächelnd.
In den drei Denkräumen, ein jeder nach einer eigenen Szenografie gestaltet, sind die Themen mit den großen Herausforderungen der Gegenwart verknüpft. Wenn es um die Zukunft der Energieversorgung geht, müssen auch Klimawandel und Konsum bedacht werden. Für die Zukunft der Arbeit spielen Digitalisierung oder neue Formen der Zusammenarbeit eine große Rolle.

Denkräume: Mensch, Natur und Technik

„Einen Nerv getroffen“: Futurium-Direktor Dr. Stefan Brandt, promovierter Musikwissenschaftler, freut sich über den enormen Besucherstrom, den das Museum seit der Eröffnung erlebt. „Die Zukunft beschäftigt die Menschen sehr“, sagt Brandt. 

Im cleanen, überwiegend weiß gehaltenen Denkraum „Technik“ kann man sich mit einem Roboter darüber austauschen, was ihm so durch den Kopf (oder den Prozessor?) geht. Man lernt die Roboter-Pflegerobbe „Paro“ kennen, die bereits in der Pflege von Demenzkranken eingesetzt wird, erfährt, wie Bausteine des menschlichen Erbguts mit neuen Verfahren wie der „Gen-Schere“ (CRISPR) verändert werden können und welche positiven, aber auch negativen Folgen dieser medizintechnologischen Revolution haben kann.
Wärmer wird die Atmosphäre im Denkraum Mensch: Einem großen Marktplatz nachempfunden, werden in den Holzhäusern rundherum unterschiedliche Zukunftsentwürfe diskutiert. Was ist verzichtbar? Wie erfüllen wir unsere Bedürfnisse, ohne der Natur noch mehr zu schaden? Wie wollen wir zusammenleben, unsere gemeinsamen Werte und Ziele ermitteln und festlegen? An vielen Stationen können die Gäste des Futurium selbst kreativ werden, Hand anlegen, abstimmen. Auch auf den riesigen Schaukeln, mit denen man durch den meterhohen Denkraum schwingen kann, sind die Gedanken frei. Und dank der Zukunftsschau in Berlin nun endlich möglich: Ein direktes Vier-Augen-Gespräch mit dem inneren Schweinehund, der als riesige Couch zur Auseinandersetzung mit sich selbst einlädt.


Auf Augenhöhe mit der Natur

Nebenan wird Natur neu gesehen und gedacht. Grün, natürlich und gesund – so wünschen sich viele Menschen ihre Umgebung. Doch große Teile der Erde sehen derzeit ganz anders aus: Städte wachsen, Wälder weichen Äckern und Industrieflächen, der Klimawandel verändert das Gesicht der Welt. Wie schaffen die Menschen es in Zukunft, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, ohne die Natur noch mehr zu zerstören? Der Denkraum Natur lädt zu einer neuen Perspektive auf das Thema ein, animiert, sich als Mensch viel stärker als Teil der Natur zu begreifen. Vielleicht wird die Erhaltung der Umwelt so in Zukunft eine größere Rolle in den Entscheidungen der Menschen spielen. Wie ein Tunnel zieht die raumgreifende Holzkonstruktion die Besuchenden hinein in den Kosmos Natur, aus dem man hier und da auftaucht, um neuartige Baustoffe aus Pilzen kennenzulernen oder Schlammbakterien, die Strom erzeugen. Die alles überragende Holzstruktur sorgt dafür, dass man auf Augenhöhe mit den Wundern der Natur in Berührung kommt – eine neue gemeinsame Ebene, auf der sich ein achtsamerer Umgang aufbauen ließe.





Denken, Diskutieren, Ausprobieren

Neben den Denkräumen bietet das Futurium auch reichlich Gelegenheit zum öffentlichen Austausch und natürlich zum Ausprobieren. Im Forum kommen Wissenschaftlerinneninnen und Wissenschaftler, Kunstschaffende, Visionärinnen und Visionäre mit Neugierigen zusammen, um inspirierende Debatten zu führen und sich in immer neuen Formaten mit Zukunftsfragen zu beschäftigen. Bei zahlreichen Vorträgen, Workshops und Performances haben die Gäste die Möglichkeit, Zukunftsszenarien kennenzulernen: „Speed Dating mit KI“, „Mensch Maschine – wer programmiert hier wen?“ oder „Werden wir bald unsterblich sein?“ lauten nur einige der Headlines, die über den Events im Futurium Forum stehen.
Wer Lust zum Tüfteln hat und eigene Zukunftsideen ausprobieren möchte, ist im Futurium Lab genau richtig, das im Untergeschoss seinen Platz gefunden hat. 

Wie eine Höhle mutet das sechs Meter hohe Labor-Areal an. 
Dunkel eingefärbter Sichtbeton und schwarzer Gussasphaltboden verleihen dem sechs Meter hohen Raum unterhalb des Wasserspiegels der Spree eine ganz besondere Atmosphäre. 
Hier können sich alle Altersgruppen spielerisch mit Zukunftstechnologien beschäftigen und an neuen Erfindungen basteln, 3-D-Drucker und Lasercutter stehen selbstverständlich bereit. Im Showcase stellen die Zukunftsmacherinnen und -macher ihre Ideen und Entwürfe dann vor. 

Besucherzahlen übertreffen alle Erwartungen

„Sphere“ – die Installation des Künstlers Philip Beesley hängt im Futurium Lab und ist einem überdimensionierten Molekül nachempfunden. Über Klang, Mechanik und Licht interagiert hier Technik mit den Menschen, die sich zu ihr gesellen.

Der Blick in die Zukunft kommt an und bewegt die Menschen. 
„Wir sind überwältigt von der Resonanz des Publikums, die all unsere Erwartungen übertrifft“, freut sich Futurium-Direktor Stefan Brandt. Ursprünglich hatte man in Berlins neuestem Museum mit rund 200.000 Gästen pro Jahr gerechnet, nun sind es seit der Eröffnung im September 2019 schon über 280.000. „Auch viele internationale Besucherinnen und Besucher, darunter viele Medien, haben schon ihren Weg ins Futurium gefunden und darüber berichtet, auch Zahl und Inhalt der bereits mehr als 1.000 Google-Rezensionen sprechen dafür, dass wir mit unserem Blick in die Zukunft wirklich einen Nerv treffen“, sagt Brandt. Den Menschen sei es offenkundig ein großes Bedürfnis, das Thema Zukunft zu „verhandeln“. In Europa hat Deutschland dafür jetzt einen zentralen Ort geschaffen, der, zumindest bislang und in dieser Komposition, noch seines Gleichen sucht. „In Planung ist derzeit viel, unter anderem auch in Nürnberg“, weiß Futurium-Direktor Stefan Brandt, doch man zähle jetzt mit Berlin durchaus zu den Vorreitern bei Ausstellungen, die den Blick in die Zukunft richten.
Der Eintritt ins Futurium ist kostenfrei. Mehr Infos unter www.futurium.de
 
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Architektur
Keine Glaskugel
Wasser und Paraffin, in der Ausstellung sichtbar gemacht in den weißen runden Fenstern, speichern Sonnenenergie für den Eigenbedarf des Futurium.
„Wir sind keine Glaskugel, in der man die Zukunft schon heute konkret sehen kann“, betont Futurium-Direktor Stefan Brandt. Die Ausstellung in Berlin ist vielmehr eine Annäherung, ein Kaleidoskop der Möglichkeiten, die sich künftig bieten. 
Das spiegelt sich auch in der Architektur des Zukunftsmuseums wieder. Wie eine riesige Virtual Reality-Brille sieht es für die einen aus, wie ein Raumschiff, sagen andere. 
Das Futurium des Berliner Architektenbüros Richter Musikowski wurde prominent in der Hauptstadt platziert, im Herzen der Metropole, direkt an der Spree, nur wenige Gehminuten von Bundestag und Kanzleramt entfernt. Wie eine Skulptur wirkt es dort mit seiner außergewöhnlichen Fassade aus über 8.000 Kassettenelementen mit Metall-Reflektoren und keramisch bedrucktem Gussglas, worin sich Himmel und Wolken spiegeln, so dass ein beständiges Wechselbild entsteht. 
Riesige Panoramafenster bieten spektakuläre Ein- und Ausblicke für die Denkräume.
Das Futurium ist als Niedrigstenergie-Gebäude konzipiert und erreicht Goldstatus in der Nachhaltigkeitsbewertung. Dank seiner Geometrie sammelt das Dach das komplette Regenwasser wie ein Auffangbecken. Das Wasser wird am tiefsten Punkt abgeleitet, in einer Zisterne gesammelt und für die Gebäudekühlung eingesetzt. 

Zudem ist das Dach fast vollständig mit solaren Energiekollektoren für Photovoltaik (Strom) und Solarthermie (Wärme) belegt. Sie nutzen die regenerative Energie der Sonne, um damit große Teile des Eigenenergiebedarfs des Hauses abzudecken. 
Dafür wird ein neuartiger Hybrid-Energiespeicher aus Wasser und Paraffin eingesetzt, der die achtfache Kapazität von herkömmlichen Wasserspeichern erreicht."

Quelle: t@cker-tipps 1-2/2020, S. 17-19, URL: http://tacker-online.de/html/tipps.html






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