"dbb Jahrestagung 2020: „Ideenwerkstatt für den öffentlichen Dienst“- Geballte Jugendpower
Volle Kraft voraus – der dbb Bundesjugendausschuss bei der dbb Jahrestagung in Köln.
Die dbb Jahrestagung in Köln bildet seit Jahren den traditionellen
Neujahrsauftakt des öffentlichen Dienstes. Im Schlagabtausch mit der
Politik werden dort die drängenden Themen der Beschäftigten auf großer
Bühne vorgetragen und erörtert. Unter dem Motto „Ideenwerkstatt für den öffentlichen Dienst“ startete am 6. Januar 2020 in der Domstadt in ein prall gefülltes Programm, bei dem auch die jungen Beschäftigten zu Wort kamen. Erstmals komplett vertreten:
Der dbb Bundesjugendausschuss mit Delegierten aller dbb Jugendverbände – ein tolles Bild!
Diskussion: Wie „tickt“ die Jugend politisch?
Nach den Ansprachen von dbb Chef Ulrich Silberbach
(„Im öffentlichen Dienst fehlen aktuell 300.000 Menschen“) und
Bundesinnenminister Horst Seehofer, der die Leistungsfähigkeit des
Staatsdienstes lobte, und einem historischen Rückblick auf die deutsche
Wiedervereinigung mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble diskutierte
dbb jugend Chefin Karoline Herrmann auf dem Podium mit
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, Martin Horn
(Oberbürgermeister Freiburg) und Quang Anh Paasch (Fridays For Future).
Giffey eröffnete die Podiumsdiskussion mit einem Impulsvortrag und betonte, dass „die Jugend“ keine homogene Gruppe ist: Es gebe nicht nur sehr engagierten jungen Menschen, beispielsweise, weil viele schon aufgrund sozialer Schlechterstellung von Teilhabe ausgeschlossen seien.
Positiv sei für sie, dass viele Jugendliche nicht nur an sich, sondern
vor allem an ihre Mitmenschen denken. Daran anknüpfend wünschte sie
sich, dass sich dieses Engagement nicht nur in Demonstrationen und
Protestaktionen erschöpft.
„Wer wirklich etwas bewegen will, muss in
politische Ämter gehen. Dazu möchte ich alle jungen Menschen ermutigen –
dann sinkt auch der Altersdurchschnitt in der Politik.“
Wie tickt die Jugend? Darüber diskutierten Bundesjugendministerin
Franziska Giffey, dbb jugend Chefin Karoline Herrmann, Fridays For
Future-Aktivist Quang anh Paasch und Freiburgs Oberbürgermeister Martin
Horn (nicht im Bild).
In der anschließenden Diskussion betonte Giffey,
dass politische Prozesse ausreichend Zeit benötigen. Demokraten
bräuchten daher Geduld. Als Beispiel nannte sie das Klimapaket, dessen
Milliarden nun bereitstehen, das aber erst noch umgesetzt werden muss.
„Von dem bereitgestellten Geld ist noch keine Bahntrasse gebaut. Es
braucht eine starke Verwaltung, die die entsprechenden Projekte
entwickelt“, sagte die Ministerin.
Daher sei Politik auch immer auf
einen guten öffentlichen Dienst angewiesen.
Karoline Herrmann sagte: „Junge Menschen müssen merken, dass es was bringt, sich politisch zu engagieren. Sie müssen beteiligt werden, man muss ihnen zuhören.
Karoline Herrmann sagte: „Junge Menschen müssen merken, dass es was bringt, sich politisch zu engagieren. Sie müssen beteiligt werden, man muss ihnen zuhören.
Das heißt nicht, dass wir immer voraussetzen,
dass unsere Wünsche erfüllt werden.
Wenn der Kommunikationsfluss intakt
ist, kann die junge Generation auch akzeptieren, wenn ihre Forderungen
und Wünsche nicht zu einhundert Prozent umgesetzt werden.“
Im dbb habe in den letzten Jahren diesbezüglich ein Umdenken stattgefunden.
Im dbb habe in den letzten Jahren diesbezüglich ein Umdenken stattgefunden.
Die dbb jugend sei mittlerweile mit beratender Stimme in
der Bundesleitung vertreten.
„Wir wirken auch bei den Einkommensrunden
für den öffentlichen Dienst mit, um adäquate Forderungen für junge
Beschäftigte aufzustellen. Das nehmen wir sehr ernst und möchten im
Rahmen der Generationengerechtigkeit weiter beteiligt werden.“
Der Oberbürgermeister von Freiburg, Martin W.W. Horn, ist jüngster Chef einer deutschen Großstadt. „Bei uns ist die Jugend sehr stark politisiert, Freiburg ist zusammen mit Heidelberg die jüngste Stadt Deutschlands, sehr weltoffen und nachhaltig eingestellt“, sagte er. Diese jungen Menschen wolle er einbinden, und Kommunen seien ein hervorragender Ort für politische Partizipation.
„Wieviel Geld in neue
Straßen investiert wird, welche neuen Schulen gebaut werden, welche
Umweltmaßnahmen umgesetzt werden: All diese Fragen können nur auf
kommunaler Ebene gelöst werden.“
Um Menschen aller Altersklassen besser
einzubinden, müsse man auch über die eigene Kommunikation nachdenken:
„In Freiburg haben wir herausgefunden, dass wir über die herkömmlichen
Medien nur noch rund 20 Prozent unserer Bürgerinnen und Bürger
erreichen. Deshalb kommunizieren wir mehr und mehr auch über die
sozialen Medien.“
Quang anh Paasch, Mitglied der Jugendbewegung Fridays For Future
(FFF), erklärte, warum die Klimaschutzbewegung einen so breiten Zuspruch
aus den Reihen der jungen Menschen erhält: Zum einen sei man bewusst
eine vielfältige und parteipolitisch unabhängige Bewegung, worauf sich
viele eher einließen als auf institutionalisierte Parteien oder
Organisationen. Zum anderen sei das erklärte Ziel, mit dem Engagement
direkte Lenkungswirkung zu erzeugen. „Das ist etwas, was man als junger
Mensch insbesondere in Parteien und Politik definitiv kaum oder nur sehr
schwer erreicht.
Aber eben mit Hunderttausenden, die auf die Straße
gehen“, so Paasch.
„Wir sind aufgeklärte Demokratinnen und Demokraten,
wir leben Demokratie – aber die Parteien haben es nicht geschafft, uns,
also die jungen Menschen, mitzunehmen.“
Dieses Phänomen sei rund um den
Globus zu beobachten. Paasch stellte aber auch klar: „Wir gehen nicht
auf die Straße, weil wir keine Hoffnung haben und nicht an Demokratie
und unseren öffentlichen Dienst glauben. Im Gegenteil:
Gerade, weil wir
wissen, wie stark der Staat sein kann, wenn er will, haben wir Hoffnung
und treiben die Dinge an.“
Nachwuchs? Staat muss sich was einfallen lassen
Am Rande der dbb Jahrestagung sprach dbb jugend
Chefin Karoline Herrmann auch mit dem Deutschlandfunk über den
Personalmangel im öffentlichen Dienst und mehr Wertschätzung. Um dem
Personalmangel entgegenzuwirken, müssten junge Menschen für eine
Karriere im öffentlichen Dienst begeistert werden, betonte sie. Dafür
müssten vor allem das Gehalt angehoben und Weiterbildungsmöglichkeiten
geschaffen werden. „Der öffentliche Dienst wurde kaputtgespart. Attraktivitätsverbesserungen wären zum einen das Gehalt, das dann nicht von der privaten Wirtschaft abgekoppelt wird, und zum anderen natürlich auch Attraktivitätsmerkmale, die die Work-Life-Balance betreffen, das heißt, Telearbeit, mobiles Arbeiten, da könnte der öffentliche Dienst punkten, da ist noch Verbesserungsbedarf. Und natürlich auch die Wertschätzung des eigenen Personals.
Also das bedeutet, das Personal zu schützen, gerade, man hört das ja immer wieder, dass es Angriffe auf Staatsbedienstete gibt, und da sich auch wirklich entschieden davorzustellen.
Das komplette Interview zum nachhören und -lesen gibt‘s hier."
Quelle: t@cker-ticker 1-2/2020, S. 3-4.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen