Mittwoch, 17. Juni 2020

t@cker-leitartikel 6/2020

t@cker-leitartikel 6/2020

"Digitaler Nachholbedarf


Es darf keine „Corona-Jahrgänge“ geben


Seit zweieinhalb Monaten kennt die Nachrichtenwelt (fast) nur noch ein Thema: 
Die Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen. Mittlerweile ist „Corona“ ein Stück Alltag geworden – man ist damit ausgefüllt, die Kinder zu beschäftigen, die Maske nicht zuhause zu vergessen oder sich über die schlechte Verbindung im Home-Office zu ärgern. 
Die Pandemie trifft uns alle, nicht nur gesundheitlich. Auch junge Menschen, deren Lebensphase sich naturgemäß schneller entwickelt und verändert, Schulabsolventinnen und -absolventen, Auszubildende, Studierende stehen vor vielen Fragen und Problemen, weil Entscheidungen anstehen und getroffen werden müssen. 
Diese Krise hat sich niemand gewünscht. Insbesondere in den Lehr- und Ausbildungsbetrieben im öffentlichen Dienst war die Ausgangslage in einigen Bereichen denkbar schlecht. Der Status quo der Digitalisierung lässt in vielerlei Hinsicht zu wünschen übrig. Während Auszubildende und Studierende anderer Universitäten oder Bildungseinrichtungen in der privaten Wirtschaft entspannt ihre Laptops unter die Arme nahmen und Vorlesungen online besuchen konnten, musste in einigen Bildungseinrichtungen im öffentlichen Dienst erst einmal völlig neu gedacht werden. Präsenzunterrichte und Vorlesungen mussten komplett ausgesetzt werden, Nachwuchskräfte „durften“ auf Selbststudium und Arbeitsaufträge via E-Mail und Telefon umsteigen.
Es wurde sehr deutlich, dass der digitale Graben zwischen technischen Voraussetzungen, dem Netzausbau und pädagogisch wertvollem Unterricht vielerorts zu groß ist und wir Digitalisierung noch nicht leben. Bildungseinrichtungen stehen deutschlandweit vor der großen Aufgabe eines digitalen Wandels. Es soll nicht darum gehen, die Präsenzunterrichte 1:1 digital darzustellen, sondern sinnvoll digital zu ergänzen. 

Es ist schön, in Vorträgen oder Reden von „Öffentlicher Dienst 4.0“ oder einer „digitalen Transformation in den Bildungseinrichtungen“ zu sprechen und zu hören. 
Es ist aber noch viel schöner, wenn die entsprechenden Voraussetzungen dafür geschaffen werden und die Visionen Realität werden. Auszubildene und Studierende dürfen in diesen Zeiten nicht alleine gelassen werden. Zeitnahe Information und Kommunikation sind wichtige Bausteine, um in einer Krisensituation den qualitativen Anspruch an Ausbildung und Studium sicherzustellen. 
Und vor allem darf es nicht passieren, dass irgendwann von den „Corona-Jahrgängen“ gesprochen wird, die „Bildungslücken“ haben, weil es mit der Technik und der Organisation gehakt hat.
Zwar ist die Corona-Krise noch nicht vorbei, doch immerhin wurden mittlerweile Verbote gelockert und viele Gewohnheiten aus dem Leben vor der Krise kehren nach und nach in unserem Alltag zurück. Wünschenswert wäre es, wenn die digitale Lehre und Arbeit eine neue Gewohnheit werden wird. 

Liv Grolik
Stellvertretende Vorsitzende
dbb jugend"

Quelle: t@cker-leitartikel 6/2020, S. 1

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