Die Ausbildung zu Zeiten der Covid-19 Pandemie aus Sicht einer Nachwuchskraft
Der BDZ BV Berlin-Brandenburg druckt folgende Lesermeinung zur Ausbildung während der COVID-19-Pandemie aus Sicht einer Nachwuchskraft ab:
"10.05.2020
Lesermeinung
Die Ausbildung zu Zeiten der Covid-19 Pandemie aus Sicht einer Nachwuchskraft
Die theoretische Ausbildung im
mittleren und gehobenen Dienst erfolgte bisweilen größtenteils in
Präsenzunterricht in Klassenstärke, wobei aufgrund der hohen
Einstellungszahlen der letzten Jahre auch viele Großvorlesungen
durchgeführt wurden. Lehre am Wohnort (Fernlehre) ist ein bisher nicht
dagewesenes Lehr- bzw. Lernkonzept.
Die durch Covid-19 verursachte
Pandemie machte es notwendig, dass innerhalb kürzester Zeit eine
Onlineplattform ins Leben gerufen werden musste. Eine Mammutaufgabe, die
in kürzester Zeit bewältigt werden musste, die jedoch eindeutig die
Versäumnisse der letzten Jahre aufzeigt: fehlende Investitionen in die
digitale Infrastruktur.
Denn die praktische Umsetzung gestaltet sich als
durchaus problematisch.
Können die dienstlich bereitgestellten
Notebooks doch lediglich an den Dienststellen mit dem Netzwerk verbunden
werden, sodass sie in der realen Situation „Homeschooling“
ausschließlich als Nachschlagewerk für Gesetze und als Schreibwerkzeug
genutzt werden können.
Die neueingerichteten Lernplattformen müssen
somit über private Geräte genutzt werden, deren Besitz nun für die Lehre
unabdingbar geworden ist. Darf das so sein?
Und auch die private
Infrastruktur zeigte natürlich immer wieder Grenzen auf. Viele private
Internetverbindungen haben dem erhöhten Datenaufkommen einfach nicht
standhalten können; dazu noch die Störungen der Onlineplattform, mit zum
Teil tagelangem Ausfall.
Die Qualität der Lehre hat in jedem
Fall erheblich gelitten. So viel steht fest.
So ist es wesentlich
schwerer, mit den Lehrenden in Kontakt zu treten.
Allgemeine
Verständnisfragen, die in einer Vorlesung kurzfristig geklärt werden
können, müssen nun umständlich per Mail oder Telefon nachgefragt werden,
für so manch einen zu viel Aufwand, der nur allzu gern zu Lasten des
Gesamtverständnisses vertagt oder gar unterlassen wird. Nun ist es
vollkommen einleuchtend, dass die aktuelle gesundheitspolitische Lage
von uns allen Opfer und Einschränkungen verlangt.
Für die aktuellen
Abschlusslehrgänge kann der Qualitätsverlust jedoch zum existenziellen
Problem erwachsen. Auch wenn die Präsidentin der GZD zugesagt hat, dass
die Umstände angemessen berücksichtigt werden, bleibt dennoch bei vielen
die Angst, die Prüfungen nicht bestmöglich abschließen zu können oder
womöglich nicht zu bestehen.
Und natürlich müssen gerade auch
erhebliche Abstriche in der berufspraktischen Ausbildung gemacht werden.
Nachdem hier auf Anweisung der GZD von den ausbildenden Beschäftigten
in kürzester Zeit theoretische Aufgaben erstellt werden mussten, um die
Anwärterinnen und Anwärter zu beschäftigen, sei doch die Frage erlaubt,
inwieweit das auch nur ansatzweise mit einer berufspraktischen
Ausbildung vergleichbar ist.
Hinderlich ist unter anderem auch wieder
die Technik. Alle Programme der Zollverwaltung bedürfen Internet, auf
das die dienstlichen Notebooks der Anwärterinnen und Anwärter nicht
zugreifen können, sodass ein echter Praxisbezug nicht umzusetzen ist,
was eigentlich ja die große Stärke der dualen Ausbildung sein sollte.
Die Einschränkungen, die sich in der
aufgezwungenen „Fernlehre“ meiner Meinung nach derzeit zeigen, müssen
unbedingt als Chance verstanden werden und somit als Anstoß dienen, das
Lehr- und Lernsystem weiter zu verbessern, vor Allem aber an das
digitale Zeitalter anzupassen."
Tim Lauterbach"
Quelle: BDZ BV Berlin-Brandenburg, URL: https://www.bdz.eu/bezirksverbaende/berlin-brandenburg/bv-berlin-brandenburg-medien/nachrichten/details/news/die-ausbildung-zu-zeiten-der-covid-19-pandemie-aus-sicht-einer-nachwuchskraft.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen