"Diversity-Trainer Jürgen Schlicher:
Vielfalt MUSS funktionieren – gerade im öffentlichen Dienst
Vielfalt funktioniert – auch im öffentlichen Dienst, sagt Diversity-Trainer Jürgen Schlicher aus Duisburg. Mit seinem Unternehmen „Diversity Works“ gilt er als einer der Pioniere in Sachen Vielfaltsmanagement in Deutschland und ist seit mehr als 15 Jahren insbesondere auch in Behörden und Verwaltungen unterwegs, um dort das Vielfaltsbewusstsein zu schärfen. t@cker sprach mit ihm über seine aktuelle Sicht der Dinge.
t@cker: Diversity Works – funktioniert Vielfalt auch im öffentlichen Dienst?
Welche Schulnote würden Sie dem Diversity-Management der öffentlichen Arbeitgeber in Deutschland aktuell geben?
Jürgen Schlicher: Ich würde die Frage vielleicht etwas anders formulieren.
Vielfalt MUSS gerade im öffentlichen Dienst funktionieren. Schließlich ist Verwaltung kein Selbstzweck, sondern dient der Bevölkerung, und diese ist nun mal vielfältig.
Aber auch wenn dieses Verständnis sich immer weiter durchsetzt – der öffentliche Dienst ist weit davon entfernt, diese gesellschaftliche Realität widerzuspiegeln.
Und das, obwohl Bund, Länder und Gemeinden eigentlich eine Vorbildfunktion für andere Arbeitgeber in Deutschland haben sollten.
t@cker: Mit welchen konkreten Anliegen treten Behörden und Verwaltungen an Sie heran – geht es da überwiegend um kulturelle Vielfalt und Integration, oder spielen auch Themen wie Inklusion, Genderfragen und solche der sexuellen Identität eine Rolle?
Jürgen Schlicher: Die Anliegen unterscheiden sich überhaupt nicht von denen der Unternehmen und Bildungseinrichtungen, mit denen wir zusammenarbeiten.
Es geht immer darum, dafür zu sorgen, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, außerhalb stereotyper Schubladen denken zu können. Und dies ist in allen „Diversity-Feldern“ notwendig. Zum anderen geht es häufig um – oft unbewusste – Diskriminierungen. Wir stellen hier aber fest, dass die Anfragen zurzeit vor allem die Themenbereiche Rassismus und Sexismus umfassen.
t@cker: Nun ist der öffentliche Dienst ja seit jeher quasi von Amts wegen geradezu auf Homogenität geeicht und eben nicht auf Diversität – immerhin sind die Beschäftigten in ihrer Arbeit dem rechtsstaatlichen Objektivitäts- und Gleichheitsgebot verpflichtet, was ja auch richtig und wichtig ist. Daher gibt es mitunter ausgeprägte Empfindlichkeiten gegenüber Verschiedenheiten – zutage getreten beispielsweise in der seinerzeitigen Diskussion über die Zulassung von Frauen im Polizeidienst, aber auch aktuell etwa über die verstärkte Einstellung von Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund. Braucht der öffentliche Dienst spezielle Diversity-Ansätze? Wenn ja: Wie würden Sie das Vielfaltsmanagement bei Vater Staat angehen?
Jürgen Schlicher: Gerade, weil es um Objektivität und das Gleichheitsgebot geht, müssen und können objektive Maßstäbe angelegt werden. Diversity ist objektiv messbar, und wenn man Mitarbeitende nach ihren Erfahrungen fragt, dann ließe sich ja deutlich feststellen, ob eine ungleiche Behandlung stattfindet. Das ist der Ansatz fürs Controlling. Andererseits brauchen wir Schulungen, Leitbilder und Möglichkeiten des Empowerments für diejenigen, die noch stark unterrepräsentiert sind. Diversity Management ist ja heutzutage kein okkultes Geheimwissen. Man kann sich da einlesen oder beraten lassen.
t@cker: Was entgegnen Sie Kritikern und Zweiflern, die sagen „Wir sind schon viele – Vielfalt brauchen wir nicht“, „Diversity ist teurer Schnickschnack“ oder „Was sollen wir denn noch alles machen?“?
Jürgen Schlicher: Ich würde denen gar nichts entgegnen. Die haben ja recht. Ich würde aber versuchen, mit ihnen ins Gespräch darüber zu kommen, dass eben, weil sie vielfältig sind, es doch schlau wäre, diese Vielfältigkeit auch sinnhaft nutzen zu können und keine Potenziale zu verschleudern. Das ist nämlich das, was wirklich teuer ist. Und diejenigen, die wir bislang beraten und in unseren Workshops hatten, haben festgestellt, dass ein gutes Diversity Management in der Regel dafür sorgt, dass die Dinge, die getan werden müssen, wesentlich reibungsloser und damit für alle Beteiligten besser funktionieren. Alle sind herzlich eingeladen, es mal auszuprobieren.
Mehr Infos: http://www.diversity-works.de/"
Quelle: dbb, t@cker-online, 9/2019, tipps, URL: http://tacker-online.de/html/tipps.html
Quelle: dbb, t@cker-online, 9/2019, tipps, URL: http://tacker-online.de/html/tipps.html
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