t@cker-leitartikel 9/2020: In Vielfalt geeint
"Gesellschaft
In Vielfalt geeint – wenn wir alle mitmachen!
Aus meiner Perspektive beschreibt es das Ziel dieser Union sehr zutreffend:
Aus vielen unterschiedlichen und für sich selbst stehenden Nationen ein Konstrukt zu erschaffen, in dem alle an einem Strang ziehen. So zumindest der romantische Gedanke.
Die harsche Realität sieht leider anders aus. Und zwar nicht
nur auf der europäischen Ebene, sondern auch in unserem Land. Von einer
gesellschaftlichen Einigung kann derzeit in vielen Bereichen keine Rede
sein.
Da geht es eher um das Gegenteil. Es geht nicht mehr um das
Miteinander, sondern häufiger um das Gegeneinander. Es werden keine
Gemeinsamkeiten gesucht, sondern es herrscht vielmehr Genugtuung
darüber, wenn Unterschiede gefunden werden.
Ich kann nachvollziehen, wenn sich jetzt einige von euch
denken „Naja, das ist eben Demokratie, das muss man eben aushalten“. Das
ist grundsätzlich richtig. Aber sollte nicht auch Demokratie dafür
sorgen, dass unsere pluralistische und diverse Gemeinschaft mehr
zusammenwächst?
Stattdessen habe ich das Gefühl, dass es derzeit nur noch ums
Gewinnen oder Verlieren geht. Sieg oder Niederlage. Schwarz oder weiß.
Freund oder Feind. Wer nicht für mich ist, der muss dann ja gegen mich
sein. Aber unsere Welt ist nun mal nicht so einfach und eindimensional.
Alles um uns herum wird immer komplexer und vielschichtiger.
Lasst uns deshalb überlegen, wie wir wieder zu einer
Diskussionskultur zurückkehren können, die auch Raum für Zwischentöne
lässt. In der ein Kompromiss kein Zeichen für Schwäche, sondern für
Respekt und praxistaugliche Lösungen ist.
In der Meinungen ausgetauscht
werden können – gerne auch emotional, aber immer fair.
Denn eines funktioniert in dieser ganzen Debatte nicht:
Einfach nur mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, die anders denken,
aussehen oder leben und zu sagen:
Das sind die Bösen! Mit denen kann man
ja gar nicht diskutieren, deshalb versuchen wir es auch gar nicht erst.
Ich bin der Meinung, dass es höchste Zeit ist, sich über Streitpunkte
auszutauschen. Inhaltlich kontrovers, aber vor allem wertschätzend.
Und wir als Verband können und sollten da mit gutem Beispiel
vorangehen.
Die Gewerkschaftsarbeit bietet dafür auch eine großartige
Übungsfläche.
Weil wir hier unter dem Dach des dbb mit vielen
verschiedenen Menschen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und
Organisationen zusammenkommen.
Denn darin liegt unsere Stärke als
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter.
Wir halten zusammen. Wir lassen
uns nicht spalten oder teilen. Wir ziehen an einem Strang. Unabhängig
von Statusgruppe, Herkunft, Religion, Geschlecht oder was auch immer.
Das ist bei uns alles Latte! „In Vielfalt geeint“ – Das mag vielleicht
„nur“ das Motto der Europäischen Union sein, es passt aber genauso gut
zum dbb.
Denn wir haben erkannt, dass wir nur gemeinsam stark sind.
Europäische Grüße
Philipp Mierzwa
Stellvertretender Vorsitzender dbb jugend"
Quelle: t@cker 9/2020, Leitartikel, S. 2
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