Montag, 14. September 2020

t@cker-leitartikel 9/2020: In Vielfalt geeint

t@cker-leitartikel 9/2020: In Vielfalt geeint

"Gesellschaft

In Vielfalt geeint – wenn wir alle mitmachen!

Neben einer offiziellen Flagge und einer offiziellen Hymne hat sich die Europäische Union auch ein eigenes Motto gegeben: In varietate concordia (lat.: „in Vielfalt geeint“).
Aus meiner Perspektive beschreibt es das Ziel dieser Union sehr zutreffend:
Aus vielen unterschiedlichen und für sich selbst stehenden Nationen ein Konstrukt zu erschaffen, in dem alle an einem Strang ziehen. So zumindest der romantische Gedanke.

Die harsche Realität sieht leider anders aus. Und zwar nicht nur auf der europäischen Ebene, sondern auch in unserem Land. Von einer gesellschaftlichen Einigung kann derzeit in vielen Bereichen keine Rede sein.
Da geht es eher um das Gegenteil. Es geht nicht mehr um das Miteinander, sondern häufiger um das Gegeneinander. Es werden keine Gemeinsamkeiten gesucht, sondern es herrscht vielmehr Genugtuung darüber, wenn Unterschiede gefunden werden.
Ich kann nachvollziehen, wenn sich jetzt einige von euch denken „Naja, das ist eben Demokratie, das muss man eben aushalten“. Das ist grundsätzlich richtig. Aber sollte nicht auch Demokratie dafür sorgen, dass unsere pluralistische und diverse Gemeinschaft mehr zusammenwächst?
Stattdessen habe ich das Gefühl, dass es derzeit nur noch ums Gewinnen oder Verlieren geht. Sieg oder Niederlage. Schwarz oder weiß. Freund oder Feind. Wer nicht für mich ist, der muss dann ja gegen mich sein. Aber unsere Welt ist nun mal nicht so einfach und eindimensional. Alles um uns herum wird immer komplexer und vielschichtiger.
Lasst uns deshalb überlegen, wie wir wieder zu einer Diskussionskultur zurückkehren können, die auch Raum für Zwischentöne lässt. In der ein Kompromiss kein Zeichen für Schwäche, sondern für Respekt und praxistaugliche Lösungen ist.
In der Meinungen ausgetauscht werden können – gerne auch emotional, aber immer fair.
Denn eines funktioniert in dieser ganzen Debatte nicht: Einfach nur mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, die anders denken, aussehen oder leben und zu sagen:
Das sind die Bösen! Mit denen kann man ja gar nicht diskutieren, deshalb versuchen wir es auch gar nicht erst. Ich bin der Meinung, dass es höchste Zeit ist, sich über Streitpunkte auszutauschen. Inhaltlich kontrovers, aber vor allem wertschätzend.
Und wir als Verband können und sollten da mit gutem Beispiel vorangehen.
Die Gewerkschaftsarbeit bietet dafür auch eine großartige Übungsfläche.
Weil wir hier unter dem Dach des dbb mit vielen verschiedenen Menschen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und Organisationen zusammenkommen.
Denn darin liegt unsere Stärke als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter.
Wir halten zusammen. Wir lassen uns nicht spalten oder teilen. Wir ziehen an einem Strang. Unabhängig von Statusgruppe, Herkunft, Religion, Geschlecht oder was auch immer.
Das ist bei uns alles Latte! „In Vielfalt geeint“ – Das mag vielleicht „nur“ das Motto der Europäischen Union sein, es passt aber genauso gut zum dbb.
Denn wir haben erkannt, dass wir nur gemeinsam stark sind.

Europäische Grüße

Philipp Mierzwa
Stellvertretender Vorsitzender dbb jugend"

Quelle: t@cker 9/2020, Leitartikel, S. 2



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