dbb Jahrestagung 2021: Diversity im öffentlichen Dienst - positive Rollenbilder statt Quote
Der
öffentliche Dienst muss Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen
gewinnen, um zukunftsfähig zu sein. Bei der dbb Jahrestagung am 11.
Januar 2021 plädierten Bundesfrauenministerin Franziska Giffey und die
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und
Integration, Annette Widmann-Mauz, für mehr Chancengleichheit.
"dbb Jahrestagung 2021
Diversity im öffentlichen Dienst: Positive Rollenvorbilder statt Quote
Der öffentliche Dienst muss Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen gewinnen, um zukunftsfähig zu sein. Bei der dbb Jahrestagung am 11. Januar 2021 plädierten Bundesfrauenministerin Franziska Giffey und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz, für mehr Chancengleichheit.
„Es
gibt objektive Herausforderungen für Menschen mit Migrationshintergrund
auf dem Weg in den öffentlichen Dienst: Das ist der Spracherwerb, die
Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen aus dem Ausland zum
Beispiel und dann gibt es subjektive Faktoren, wie immer noch vorhandene
Vorurteile ‚Kann der, kann die das?‘ oder Berührungsängste auf beiden
Seiten“, sagte Widmann-Mauz beim dbb Panel zu Diversity im öffentlichen
Dienst.
Das bekräftigte auch dbb frauen Chefin Milanie
Kreutz, die selbst einen Migrationshintergrund hat: „Seit ich mich in
den frühen 90er Jahren in der Finanzverwaltung beworben habe, sind wir
einen guten Schritt weitergekommen. Aber es gibt noch immer das Bild von
Menschen mit Migrationshintergrund als statische Gruppen.“ Im Hinblick
auf die Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Dienstes dürfe Diversity
nicht als ein Trendthema verstanden werden, sondern erfordere
langfristige Strategien und Tatendrang. „Wenn wir sehen, dass im Jahr
2030 bis zu 800.000 Fachkräfte im öffentlichen Dienst fehlen werden,
müssen wir uns jetzt auf den Weg machen. Wenn mehr Menschen mit
Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst arbeiten, ermutigt das auch
mehr Menschen, in diesem Bereich zu arbeiten.“
Die
Bedeutung von positiven Rollenvorbildern unterstrich auch die
Bundesfrauenministerin Franziska Giffey: „Ich habe jahrelang in der
Verwaltung von Berlin-Neukölln gearbeitet, einem Bezirk mit Menschen aus
über 150 Nationen. Wir hatten in der Ausbildung einen Migrationsanteil
von 30 Prozent, weil wir intensiv für den öffentlichen Dienst – zum
Beispiel mit Mitarbeitenden in den Abschlussklassen – geworben haben.“
Eine Quote für Menschen mit Migrationshintergrund lehnte Giffey ab: „Ich
bin an der Stelle nicht der Meinung, dass wir da den Weg der Quote
gehen sollten.“ Aber es müsse Chancengleichheit hergestellt werden, wenn
es darum geht, eine Stelle im öffentlichen Dienst anzutreten. „Diverse
Teams sind nachweislich erfolgreicher. Das erfahren die Führungskräfte
und Mitarbeitenden aber nur, wenn sie entsprechend auch Menschen mit
unterschiedlichen Wurzeln und Hintergründen einstellen“, so Giffey.
„Eine vielfaltsorientierte Verwaltung schätzt interkulturelle Kompetenz.
Wir sind stärker, wenn wir alle in der Gesellschaft vorhandenen
Kenntnisse und Fähigkeiten auch nutzen.“
Eine aktive
Ansprache und Unterstützung bei der Ausbildung empfand auch die
Polizeikommissarin Derya Yildirim auf ihrem Weg als bestärkend. Als
Tochter türkischer Gastarbeiter hatte sie aufgrund der Sprachbarrieren
drei Anläufe gebraucht, um die Aufnahmeprüfung bei der Polizei Hamburg
zu bestehen. Mittlerweile ist sie in ihrem Traumberuf angekommen und
wurde kürzlich für ihr interkulturelles Engagement bei der Hamburger
Polizei vom dbb für den Nationalen Integrationspreis vorgeschlagen.
„Vorbilder zu haben ist wichtig für junge Menschen. Auch wenn es
manchmal schwierig ist, selbst eines zu sein. Schließlich muss man sich
ständig benehmen und gut gekleidet sein“, sagte Yildirm selbstironisch
und bezeichnete die Öffnung der Polizei für Bewerberinnen und Bewerber
mit Migrationshintergrund als großen Gewinn für ihren Arbeitgeber.
„In
Hamburg hat sich das überaus bewährt, wir haben nur Vorteile im Kontakt
mit den Menschen auf der Straße.“
Der Staat müsse eine unterstützende
Rolle übernehmen. So sei die deutsche Staatsbürgerschaft in Hamburg zum
Beispiel keine Notwendigkeit für eine Laufbahn in der Polizei. „Dennoch
bin ich gegen eine Quotenregelung, denn der Migrationshintergrund allein
kann kein Einstellungskriterium sein. Freund und Helfer kann eben nicht
jede und jeder werden, das gilt für Migranten ebenso wie für deutsche
Bewerberinnen und Bewerber.“
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