Montag, 27. Juli 2020

t@cker-leitartikel 7-8/2020: Rassismus in Deutschland

t@cker-leitartikel 7-8/2020: Rassismus in Deutschland

"Rassismus in Deutschland


8 Minuten und 46 Sekunden –
Eine Debatte ist entbrannt

 
„So schlimm ist es hierzulande nicht“. „Wir sind multikulturell und tolerant“. 
„Unsere Geschichte verpflichtet, ist doch klar“. 
Solche oder ähnliche Sätze waren in der breiten Bevölkerung bislang Konsens. 
Doch spätestens nach dem grausamen Tod von George Floyd, an dem die Welt schmerzlich teilhaben musste, ist klar: Rassismus ist allgegenwärtig.
Die entbrannte Debatte, welche wir in Deutschland längst hätten führen müssen, deckte bereits vielerorts Fälle, Täter und Strukturen auf. Wir sind zwar nicht die USA, aber auch in Deutschland gibt es Menschen, denen es ergeht wie George Floyd.
Beispiel Alltagsrassismus: „Sag mal, woher kommst du eigentlich?“ 

Die Frage hören People of Color häufiger als alle anderen. 
Was gibt uns das Recht, Fremde nach ihrer Herkunft zu fragen, nur weil sie anders aussehen? Warum verbinden wir ihr Aussehen überhaupt mit „fremd sein“?
Beispiel Sport und Kultur: Affenlaute im Fußballstadion, im Film sprechen Einbrecher mit osteuropäischem Akzent, im Freibad bleibt der Platz neben dunkelhäutigen Menschen frei – Es gibt unzählige Schubladen, in die Menschen gesteckt und durch diese Stereotype diskriminiert und gedemütigt werden.
Beispiel Fremdenfeindlichkeit: „Raus, in dieser Kneipe dürfen nur Deutsche ihr Bier trinken“. „Die integrieren sich ja gar nicht und wollen nicht einmal unsere Kultur leben“. 

Deutschland ist vielfältig, die wichtigste Gemeinsamkeit ist unser Grundgesetz. 
Wer damit konform geht, sollte uns willkommen sein – sonst haben wir das Grundgesetz nämlich selbst nicht verstanden.
Und ja, auch im öffentlichen Dienst gibt es diese Probleme. Wie könnte es auch anders sein, wo doch der öffentliche Dienst immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft ist und auch sein soll. Sich das einzugestehen, ist keine Schwäche. Es zeugt von Stärke. 

Und von Empathie für Belange von Minderheiten. 
Deshalb müssen wir uns das Problem bewusstmachen und uns ihm stellen.
Doch wie repräsentativ sind bisher bekannt gewordene Fälle von Rassismus im öffentlichen Dienst? Wie fundiert sind unsere bisherigen Erkenntnisse? 

Was können und werden wir nun dagegen tun? Das muss geklärt werden.
Fakt ist: Wir als öffentlicher Dienst müssen für unsere Demokratie einstehen. 

Für Vielfalt, Gerechtigkeit und Menschenwürde. Wir alle sind gefragt, diese Werte unseres Grundgesetzes hochzuhalten und für sie einzustehen. Wir müssen uns immer wieder fragen: Behandeln wir Bürgerinnen und Bürger anders, weil sie einen für uns fremd klingenden Nachnamen haben? Weil sie „anders“ aussehen? 
Wie sprechen wir über diese Menschen, wenn wir uns unter Gleichgesinnten wähnen?
Wir im öffentlichen Dienst arbeiten jeden Tag für Einigkeit, Recht und Freiheit. 

Wir haben keinen Platz für Rassismus – diese Botschaft müssen wir verbreiten. 
Denn der Fall George Floyd macht uns bewusst, wie allgegenwärtig Rassismus ist. 
Und welche tödlichen Folgen er haben kann. 
8 Minuten und 46 Sekunden – so lange wurde George Floyd zu Boden gepresst. 
Bis er schließlich starb. 8 Minuten und 46 Sekunden, die es in Deutschland nie geben soll. Dafür brauchen wir Euch und Eure Stärke!
Florian Schütz
Stellvertretender Vorsitzender
dbb jugend"

Quelle: t@cker-leitartikel 7-8/2020, S. 2 

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