t@cker-leitartikel 9/2021: Generationengerechtigkeit
"Generationengerechtigkeit
Aufmerksamkeit ist gut, Partizipation ist nötig
Millionen junge Menschen gehen seit einigen
Jahren rund um den Globus für mehr Klimaschutz auf die Straße.
YouTuber+*innen und Instagrammer*innen, die sich überwiegend mit
Onlinegames, Musik, Fitness oder Lifestyle beschäftigen, melden sich
immer wieder auch mit politischen Statements zu Wort. Wir erleben eine
Generation, die sich der großen Herausforderungen unserer Zeit bewusst
ist und sich ihnen stellt. Wer meint, „die Jugend von heute“ sei ein
apolitischer Teil der Gesellschaft, irrt sich ganz gewaltig und es
schmerzt, wenn diese engagierten Menschen belächelt, beleidigt und nicht
ernst genommen werden.
Solche Repliken auf berechtigte Forderungen
junger Leute, denen oftmals schlicht nackte Zukunftsängste zugrunde
liegen, sind Erwachsenen-Reflexe aus längst vergangenen Zeiten, die
schleunigst abgelegt werden sollten. Aufmerksamkeit ist gut,
Partizipation aber ist nötig.
„Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Zukunft
klaut“ ist kein lustiger Kinderreim, sondern ein vollkommen legitimer
Gestaltungsanspruch. Es braucht umgehend mehr konkrete Möglichkeiten zur
Partizipation für Heranwachsende. Engagierte Jugendliche demonstrieren
seit Jahren für eine umfassende Generationengerechtigkeit, die über die
fiskalische Dimension hinausreicht. Wer nimmt sich das Recht raus,
jenen, die von sämtlichen Folgen der politischen Entscheidungen, die
heute getroffen werden, in ihrem Leben betroffen sein werden, die
Mitgestaltung zu verweigern? Und die anstehenden Zukunftsaufgaben sind
enorm: Wir brauchen dringend Investitionen, um faire Bildungschancen für
alle zu schaffen, um den Kampf gegen die Umweltzerstörung
voranzutreiben und die Digitalisierung zu meistern. Zugleich darf die
heranwachsende Generation nicht auf den immensen Schulden der
Krisenbewältigung sitzen bleiben.
Deswegen wird die dbb jugend nicht müde, mehr Partizipation für
junge Menschen zu erkämpfen und einen generellen verbindlichen
politischen Generationen-Check zu fordern. Wir werden die Parteien, die
sich in diesem Monat zur Wahl stellen, ganz konkret an ihren
Teilhabe-Plänen messen, die sie für die jungen Menschen in diesem Land
haben – oder auch nicht.
Karoline Herrmann
Vorsitzende dbb jugend"
Quelle: t@cker 9/2021, S. 2
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