Dienstag, 9. März 2021

t@cker-focus 3/2021: Ausbildung beim Zoll in der Corona-Pandemie (dbb jugend bayern)

t@cker-focus 3/2021: Ausbildung beim Zoll in der Corona-Pandemie (dbb jugend bayern)

"Ausbildung in Zeiten von Corona

Neue Wege beschreiten

„Wir sollen jetzt heimgehen und sind ab sofort vom Dienst freigestellt.“ Die Ausbildungsbeamten Florian Drobilitsch und Julia Tkocz staunten Mitte März 2020 nicht schlecht über diese Aussage ihrer Anwärterinnen und Anwärter. Noch bevor der Lockdown in Kraft trat, wurden die praktische Ausbildung beim Hauptzollamt München eingestellt und die Anwärterinnen und Anwärter nach Hause geschickt. Dass sich die Ausbildung während der Corona-Krise noch schwierig gestalten würde, ahnten die beiden Beamten des Zollamts Garching-Hochbrück zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

„Aufgrund des Lockdowns und einer vorübergehenden Bereitschaftsphase waren wir am Zollamt alle mit der Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs ausgefüllt und zunächst beinahe froh, dass das Thema ‚Ausbildung‘ erst einmal auf Eis lag“, so Florian Drobilitsch, der seit Jahren die Ausbildung am Binnenzollamt leitet.

„Aufgrund der steigenden Anwärterzahlen kann sich die digitale Ausbildung auch nach Corona etablieren“, sagt Zollamtmann Florian Drobilitsch.

Schnell kristallisierte sich aber heraus, dass die Probleme erst ihren Anfang nahmen. Nach Ostern kam die Anweisung, die Anwärterinnen und Anwärter aus der Ferne zu betreuen. Konkret bedeutete dies, dass diejenigen, die dem Zollamt Garching-Hochbrück zugeteilt worden waren, Übungen aus der Praxis inklusive Lösungen zugesandt bekamen. Die beiden Ausbildungsbeamten sahen sich zunächst vor einem großen Berg Arbeit. „Wir haben in einer Woche rund 40 Übungen aus allen Bereichen der Zollabfertigung gebastelt und die Lösungen dazu erstellt. Um einen möglichst hohen Praxisbezug herzustellen, haben wir Screenshots aus ATLAS gefertigt, Unterlagen zur Zollanmeldung zusammengestellt und Fotos für einen Beschaubefund gemacht – alles natürlich unter Wahrung von Steuergeheimnis und Datenschutz“, blickt Julia Tkocz zurück.
Damit war die Arbeit aber noch nicht getan. Von Mitte April bis Ende November 2020 wurden die dem Zollamt zugeteilten Anwärterinnen und Anwärter täglich mit Übungen versorgt, die dann auch korrigiert wurden. „Wir wollten die jungen Kolleginnen und Kollegen nicht einfach mit einer Musterlösung alleine lassen, sondern ihnen auch Rückmeldung zu ihren Lösungen geben; das war uns besonders wichtig, um sie auch mit Tipps für anstehende Prüfungen unterstützen zu können“, resümiert Julia Tkocz. Das war sehr anstrengend, aber die positive Resonanz sei den Aufwand wert gewesen. „Wir bilden unsere künftigen Kolleginnen und Kollegen aus, da wollen wir unser Zollamt von seiner besten Seite zeigen und den Anwärterinnen und Anwärtern möglichst viel Input mitgeben.“

Zolloberinspektorin Julia Tkocz möchte den zukünftigen Kolleginnen und Kollegen auch digital möglichst viel Input mitgeben.

Lange hat man beim Münchner Zollamt überlegt, wie man die Ausbildung trotz Corona wieder mehr an die Praxis heranbringen kann. Eine Idee kam dann von der Zollamtsleiterin, Brita Krug, Anfang Dezember 2020: Eine Ausbildung im Hybrid-Format.
Um das Infektionsrisiko für beide Seiten gering zu halten, wurden den Nachwuchskräften internetfähige Notebooks, die das Zollamt sonst für den mobilen Abfertigungsdienst einsetzt – der aber wegen der derzeitigen Pandemie nur sehr eingeschränkt stattfindet – zur Verfügung gestellt.
So konnte zumindest an einzelnen Tagen eine „Live-Ausbildung“ im Homeoffice erfolgen.
„Der ausbildende Beamte spiegelt über Skype seinen Bildschirm. So können die Anwärterinnen und Anwärter an allen Schritten der Abfertigung teilnehmen.
Über das Headset erfolgt die zugehörige Erklärung. In dem Punkt unterscheidet sich diese Form der Ausbildung gar nicht so stark von der bisherigen“, erklärt Julia Tkocz.
An zwei Tagen pro Woche dürfen die jungen Kolleginnen und Kollegen zum Zollamt kommen. Sie werden separat von den Stammbediensteten betreut. Diese Präsenztage dienen dem aktiven Arbeiten mit der abzufertigenden Ware. Die Nachwuchskräfte können hier beim Beschauen am Amtsplatz des Zollamts dabei sein und sich so aktiv in das Abfertigungsgeschehen einbringen. „Wir gehen mit dieser Form der Ausbildung einen komplett neuen Weg. Aufgrund der steigenden Anwärterzahlen kann sich die digitale Ausbildung auch nach Corona etablieren“, blickt Florian Drobilitsch in die Zukunft.

Text: deutsche beamtenbund jugend bayern

Ausbildung bei der Bundeszollverwaltung

Die Bundeszollverwaltung stattet ihre Anwärterinnen und Anwärter seit Beginn der 2000er mit dienstlichen Notebooks aus. 2008 wurde mit Einführung der elektronischen Vorschriftensammlung (eVSF) Pionierarbeit hinsichtlich der Digitalisierung der Ausbildung geleistet: die papiermäßigen Vorschriften verschwanden vollständig aus der Ausbildung und sämtliche Klausuren wurden ausschließlich mit dem Notebook als Hilfsmittel bestritten.
Seit dem Einstellungsjahrgang 2020 werden alle Anwärterinnen und Anwärter mit SINA-Notebooks ausgestattet, um das Arbeiten und Lernen überall zu ermöglich.

 Quelle: t@cker-focus 3/2021, S. 8


 


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