t@cker-focus 3/2021: Ausbildung beim Zoll in der Corona-Pandemie (dbb jugend bayern)
"Ausbildung in Zeiten von Corona
Neue Wege beschreiten
„Wir sollen jetzt heimgehen und sind ab sofort vom Dienst freigestellt.“ Die Ausbildungsbeamten Florian Drobilitsch und Julia Tkocz staunten Mitte März 2020 nicht schlecht über diese Aussage ihrer Anwärterinnen und Anwärter. Noch bevor der Lockdown in Kraft trat, wurden die praktische Ausbildung beim Hauptzollamt München eingestellt und die Anwärterinnen und Anwärter nach Hause geschickt. Dass sich die Ausbildung während der Corona-Krise noch schwierig gestalten würde, ahnten die beiden Beamten des Zollamts Garching-Hochbrück zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
„Aufgrund des Lockdowns und einer vorübergehenden
Bereitschaftsphase waren wir am Zollamt alle mit der Aufrechterhaltung
des Dienstbetriebs ausgefüllt und zunächst beinahe froh, dass das Thema
‚Ausbildung‘ erst einmal auf Eis lag“, so Florian Drobilitsch, der seit
Jahren die Ausbildung am Binnenzollamt leitet.
Schnell kristallisierte sich aber heraus, dass die
Probleme erst ihren Anfang nahmen. Nach Ostern kam die Anweisung, die
Anwärterinnen und Anwärter aus der Ferne zu betreuen. Konkret bedeutete
dies, dass diejenigen, die dem Zollamt Garching-Hochbrück zugeteilt
worden waren, Übungen aus der Praxis inklusive Lösungen zugesandt
bekamen. Die beiden Ausbildungsbeamten sahen sich zunächst vor einem
großen Berg Arbeit. „Wir haben in einer Woche rund 40 Übungen aus allen
Bereichen der Zollabfertigung gebastelt und die Lösungen dazu erstellt.
Um einen möglichst hohen Praxisbezug herzustellen, haben wir Screenshots
aus ATLAS gefertigt, Unterlagen zur Zollanmeldung zusammengestellt und
Fotos für einen Beschaubefund gemacht – alles natürlich unter Wahrung
von Steuergeheimnis und Datenschutz“, blickt Julia Tkocz zurück.
Damit war die Arbeit aber noch nicht getan. Von Mitte April bis
Ende November 2020 wurden die dem Zollamt zugeteilten Anwärterinnen und
Anwärter täglich mit Übungen versorgt, die dann auch korrigiert wurden.
„Wir wollten die jungen Kolleginnen und Kollegen nicht einfach mit einer
Musterlösung alleine lassen, sondern ihnen auch Rückmeldung zu ihren
Lösungen geben; das war uns besonders wichtig, um sie auch mit Tipps für
anstehende Prüfungen unterstützen zu können“, resümiert Julia Tkocz.
Das war sehr anstrengend, aber die positive Resonanz sei den Aufwand
wert gewesen. „Wir bilden unsere künftigen Kolleginnen und Kollegen aus,
da wollen wir unser Zollamt von seiner besten Seite zeigen und den
Anwärterinnen und Anwärtern möglichst viel Input mitgeben.“
Lange hat man beim Münchner Zollamt überlegt, wie
man die Ausbildung trotz Corona wieder mehr an die Praxis heranbringen
kann. Eine Idee kam dann von der Zollamtsleiterin, Brita Krug,
Anfang Dezember 2020: Eine Ausbildung im Hybrid-Format.
Um das
Infektionsrisiko für beide Seiten gering zu halten, wurden den
Nachwuchskräften internetfähige Notebooks, die das Zollamt sonst für den
mobilen Abfertigungsdienst einsetzt – der aber wegen der derzeitigen
Pandemie nur sehr eingeschränkt stattfindet – zur Verfügung gestellt.
So
konnte zumindest an einzelnen Tagen eine „Live-Ausbildung“ im
Homeoffice erfolgen.
„Der ausbildende Beamte spiegelt über Skype seinen Bildschirm. So
können die Anwärterinnen und Anwärter an allen Schritten der Abfertigung
teilnehmen.
Über das Headset erfolgt die zugehörige Erklärung. In dem
Punkt unterscheidet sich diese Form der Ausbildung gar nicht so stark
von der bisherigen“, erklärt Julia Tkocz.
An zwei Tagen pro Woche dürfen die jungen Kolleginnen und Kollegen
zum Zollamt kommen. Sie werden separat von den Stammbediensteten
betreut. Diese Präsenztage dienen dem aktiven Arbeiten mit der
abzufertigenden Ware. Die Nachwuchskräfte können hier beim Beschauen am
Amtsplatz des Zollamts dabei sein und sich so aktiv in das
Abfertigungsgeschehen einbringen. „Wir gehen mit dieser Form der
Ausbildung einen komplett neuen Weg. Aufgrund der steigenden
Anwärterzahlen kann sich die digitale Ausbildung auch nach Corona
etablieren“, blickt Florian Drobilitsch in die Zukunft.
Text: deutsche beamtenbund jugend bayern
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Quelle: t@cker-focus 3/2021, S. 8
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