- Der Zoll ist eine moderne Bürger- und Wirtschaftsverwaltung des Bundes mit einem vielfältigen Aufgabenspektrum.
 - Auch künftig werden an den Zoll durch einen Zuwachs an Aufgaben wie z. B.
 durch den Brexit, Mindestlohnkontrollen und Geldwäschebekämpfung viele 
neue Herausforderungen gestellt, auf die die Beschäftigten aufgrund 
ihrer qualitativ hochwertigen Aus- und Fortbildung stets kompetent 
reagieren können.
 - Unter Berücksichtigung der demografischen 
Entwicklungen bildet der Zoll jedes Jahr mehr als 2.000 eigene 
Nachwuchskräfte aus. Dies ermöglicht eine umfangreiche und 
bedarfsgerechte fachliche Qualifikation und eröffnet den Beschäftigten 
flexible berufliche Einsatzmöglichkeiten in den vielfältigen 
Aufgabengebieten des Zolls.
 - Um weiterhin eine praxisorientierte,
 qualitativ anspruchsvolle und bedarfsgerechte Aus- und Fortbildung 
gewährleisten zu können, werden in Hamburg, Hanau, Bonn, Roth, Erfurt 
und Rostock neue Ausbildungsstandorte entstehen, die dem gestiegenen 
Bedarf gerecht werden.
 
  
 
                
                
Aufgabenentwicklung des deutschen Zolls
Die ehemals grenzbezogene Zollverwaltung wurde seit 1990 zur modernen 
Wirtschafts- und Sicherheitsverwaltung des Bundes mit einem umfassenden 
und vielfältigen Aufgabenspektrum umgestaltet. Die Vollstreckung von 
Forderungen des Bundes, die Bekämpfung von illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit, die Kontrolle der Mindestlöhne oder die Bekämpfung und Verhinderung der internationalen Geldwäsche (u. a. durch die Financial Intelligence Unit des Zolls) sind zu den klassischen grenzbezogenen Aufgaben hinzugekommen. Der Zoll erhebt und verwaltet zudem die Verbrauchsteuern, wie die Energie- oder die Tabaksteuer.
 Durch die erfolgreiche Übernahme der Kraftfahrzeugsteuer und durch die 
wachsenden internationalen Warenströme infolge des zunehmenden Onlinehandels
 wurde der Zoll in den vergangenen Jahren zum serviceorientierten 
Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger im privaten Lebensbereich.
Der Zoll ist heute eine moderne Bürger- und Wirtschaftsverwaltung des 
Bundes, deren Tätigkeitsspektrum von der reinen Dienstleistung bis zum 
hoheitlichen Handeln reicht. In ganz Deutschland sind rund 
43.000 Zöllnerinnen und Zöllner zuständig für die Sicherung der 
Staatsfinanzen, den Schutz der Sozialsysteme sowie den Umwelt- und 
Verbraucherschutz.
Auswirkungen auf die Aus- und Fortbildung
Mit der Übernahme neuer Aufgaben, insbesondere bei der Bekämpfung der 
Schwarzarbeit, stellt der Zoll auch in den nächsten Jahren zahlreiche 
neue Beschäftigte ein. Von großer Bedeutung für eine zukunftsfähige 
Aufgabenerledigung der Zollverwaltung ist eine praxisorientierte, 
qualitativ anspruchsvolle und bedarfsgerechte Aus- und Fortbildung. Das 
Bildungs- und Wissenschaftszentrum (BWZ) in Münster ist die zentrale 
Bildungseinrichtung der Bundesfinanzverwaltung und als Direktion IX in die Generalzolldirektion integriert. Das BWZ
 gewährleistet die fachtheoretische Ausbildung, steuert und koordiniert 
die berufspraktischen Studienzeiten sowie die praxisbezogenen 
Lehrveranstaltungen. Zudem verantwortet das BWZ
 auch die Fortbildung und sichert mit einem vielfältigen beziehungsweise
 bedarfsgerechten Fortbildungsangebot den hohen Qualifizierungsstand 
aller Angehörigen der Bundesfinanzverwaltung.
Ausbildung von Nachwuchskräften
Der in Münster angegliederte Fachbereich Finanzen führt den Status der 
„Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung“ und verantwortet die 
fachtheoretische Ausbildung des gehobenen Zolldienstes im Grund- und 
Hauptstudium sowie das Hauptstudium des Studiengangs 
Verwaltungsinformatik.
An den Dienstsitzen in Sigmaringen, Rostock, Plessow und seit 
August 2019 auch in Leipzig findet die fachtheoretische Ausbildung der 
Nachwuchskräfte des mittleren Dienstes statt.
Infolge des Aufgabenzuwachses hat sich das BMF
 in den vergangenen Jahren erfolgreich dafür eingesetzt, dass der Zoll 
personell massiv gestärkt wird. Jährlich zum 1. August stellt die 
Zollverwaltung bei den bundesweit insgesamt 41 Hauptzollämtern 
Studierende und Auszubildende ein. In diesem Jahr werden rund 
900 Anwärterinnen und Anwärter im gehobenen und 1.360 Anwärterinnen und 
Anwärter im mittleren Dienst eingestellt. Mit den steigenden 
Ausbildungszahlen steigen auch die Herausforderungen, alle 
Nachwuchskräfte adäquat ausbilden zu können.
Fortbildung von Beschäftigten
Neben der Ausbildung eigener Nachwuchskräfte wird für geeignete Bereiche
 (überwiegend für allgemeine Verwaltungstätigkeiten im Bereich 
Organisation/Personal/Haushalt) und zur Stärkung der 
Gesamtpersonalsituation auch extern ausgebildetes Personal 
(Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger) rekrutiert.
Daher muss auch in der Fortbildung den geänderten Rahmenbedingungen 
Rechnung getragen werden. Die eigenverantwortliche Aufgabenwahrnehmung 
durch die Beschäftigten des Zolls setzt heute mehr denn je ein breites 
Fortbildungsangebot voraus, das den gestiegenen und veränderten Bedarf 
decken kann.
Neue Standorte für die Aus- und Fortbildung
Die Aus- und Fortbildung wird derzeit bundesweit an 14 Standorten des BWZ durchgeführt. Die Generalzolldirektion hat gemeinsam mit dem BMF
 im Jahr 2018 ein Standortkonzept entwickelt. Dabei wurden auch 
Ergebnisse einer Prüfung des Bundesrechnungshofs aus dem Jahr 2016 
berücksichtigt, in der dieser darauf hingewiesen hatte, dass die 
regionale Lage der kleinen Dienstorte historisch bedingt sei und die 
Entwicklung eines zukunftsweisenden Standortkonzepts empfohlen hatte. Im
 Fokus der Reform stehen dabei auch die Auswirkungen der demografischen 
Entwicklung und die veränderten Anforderungen an die Beschäftigten der 
Zollverwaltung. Das neue Standortkonzept sieht Aus- und 
Fortbildungsstandorte vor allem in Regionen mit vielen Beschäftigten 
vor. Gerade in der Fortbildung ist dies von großer Bedeutung. Viele 
Beschäftigte des Zolls befinden sich in Lebenssituationen, die eine 
Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Berufstätigkeit erfordern. Auch 
Fragen der Barrierefreiheit stellen sich verstärkt. Für diesen 
Beschäftigtenkreis ist die Regionalität der Fortbildung insbesondere 
auch von Relevanz für die Bewertung der Attraktivität der Zollverwaltung
 als attraktivem Arbeitgeber.
Das Standortkonzept sieht im Ergebnis vor, neben den bisherigen 
Standorten Münster, Plessow und Sigmaringen fünf weitere 
Zukunftsstandorte im Bundesgebiet einzurichten. Daher hat der Zoll 
gemeinsam mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben 
Erkundungsverfahren für geeignete Liegenschaften in den Großräumen 
Hamburg (Nord), Rhein/Main, Köln/Bonn (West), Nürnberg (Südost) und 
Leipzig (Ost) durchgeführt, die zwischenzeitlich fast alle erfolgreich 
abgeschlossen werden konnten.
Bedarfsregion Nord
Im Großraum Nord wird in Hamburg auf dem Gelände der ehemaligen 
Monopolverwaltung (Billwerder Neuer Deich 24–28) ein neuer Aus- und 
Fortbildungsstandort mit 400 Unterkünften entsprechend dem aktuellen 
Bedarf des Zolls gebaut. An diesem Standort sollen perspektivisch mehr 
als 80 Beschäftigte eingesetzt werden.
Bedarfsregion Rhein/Main
Im Großraum Rhein/Main wird in Hanau die ehemals von den US-Streitkräften genutzte Housing Area
 in der Aschaffenburger Straße entsprechend dem Bedarf des Zolls 
umgebaut. Zudem werden an diesem Standort, an dem nach Inbetriebnahme 
mehr als 70 Beschäftigte arbeiten werden, 275 neue Unterkünfte 
entstehen.
Bedarfsregion West
Im Großraum West wird die ehemalige Diplomatenschule mit 
275 Unterkünften am Venusberg in Bonn an den Bedarf des Zolls angepasst.
 An diesem Standort sollen perspektivisch ebenfalls mehr als 
70 Beschäftigte eingesetzt werden.
Bedarfsregion Südost
Im Großraum Südost soll, vorbehaltlich abschließender Prüfungen, ein 
neuer Standort mit 275 Unterkünften auf einem Teil des Geländes der 
Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth entstehen. Nach der Fertigstellung 
werden mehr als 70 Beschäftigte die Aus- und Fortbildung vor Ort 
gewährleisten.
Bedarfsregion Ost
In den neuen Bundesländern wurde bereits im August 2019 der 
Ausbildungsbetrieb mit 350 Nachwuchskräften des mittleren Zolldienstes 
in Leipzig-Wiederitzsch aufgenommen. Hier wurde das ehemalige 
Bundeswehrkrankenhaus entsprechend dem Bedarf des Zolls umgebaut. 
Derzeit sind rund 70 Beschäftigte an dem neuen Dienstort tätig.
Weitere Ausbildungsstandorte
Aufgrund der stark gestiegenen Einstellungszahlen wird darüber hinaus 
für die Ausbildung von weiteren rund 400 Anwärterinnen und Anwärtern des
 mittleren Zolldienstes eine zusätzliche Ausbildungsstätte auf dem 
Gelände der „Alten Parteischule“ in Erfurt entstehen. Der unter 
Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex soll kernsaniert und zum Teil 
erweitert werden. Mit der Nutzung als Ausbildungsstätte für den Zoll 
kann das Ensemble als Ganzes erhalten werden.
Für die fachtheoretische Ausbildung der Studierenden des gehobenen 
Zolldienstes, die bisher zentral am Fachbereich Finanzen der Hochschule 
des Bundes für öffentliche Verwaltung in Münster stattfindet, ist ein 
zweiter Standort notwendig. Hierfür wurde ein entsprechendes 
Erkundungsverfahren für geeignete Liegenschaften in der Region Rostock 
eingeleitet.
Inbetriebnahme der neuen Standorte
Für die neuen Bildungsstandorte in Hamburg, Hanau, Bonn und Erfurt 
wurden die Beschaffungsaufträge bereits erteilt. Damit können nun die 
konkreten Planungen an den jeweiligen Standorten zum Neu- 
beziehungsweise Ausbau ausgeführt werden. Aussagen zum Umfang der 
jeweiligen Investitionsmaßnahmen vor Ort und zu den 
Fertigstellungszeitpunkten können erst nach Abschluss der Planungsphase 
getroffen werden.
Die Beschaffungsaufträge für die Standorte in Roth und Rostock werden 
kurzfristig nach erfolgreichem Abschluss der Erkundungsverfahren 
erteilt, sodass auch für diese beiden Standorte zeitnah die weiteren 
Schritte zur Umsetzung der beiden Vorhaben eingeleitet werden können.
Ausbau und Modernisierung der vorhandenen Bildungsstätten
Derzeit werden in Sigmaringen vor allem die fachtheoretische Ausbildung 
des mittleren Zolldienstes und technische Fortbildungsveranstaltungen, 
wie Eigensicherungslehrgänge, durchgeführt. Die Liegenschaft wurde in 
den 70er Jahren in Betrieb genommen und müsste aufwendig saniert und 
erweitert werden. Daher wird in Sigmaringen in den nächsten Jahren ein 
komplett neuer und bedarfsgerechter Bildungscampus auf dem Gelände der 
ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne entstehen. Neben den technischen 
Voraussetzungen ermöglicht er vor allem auch die Unterbringung der 
Beschäftigten nach zeitgemäßem Standard.
Auch die Kapazitäten am Hauptsitz des BWZ
 in Münster, an dem überwiegend die fachtheoretische Ausbildung des 
gehobenen Zolldienstes im Grund- und Hauptstudium stattfindet, wird 
weiter ausgebaut und modernisiert.
Fazit
Mit dem erfolgreichen Abschluss der Erkundungsverfahren für die 
Zukunftsstandorte der Aus- und Fortbildung der Zollverwaltung sowie dem 
Ausbau und der Modernisierung der vorhandenen Kapazitäten wird 
sichergestellt, dass auch weiterhin eine zukunftsorientierte, 
bedarfsgerechte und praxisbezogene Aus- und Fortbildung für die 
Beschäftigten der Zollverwaltung angeboten wird."
Quelle: BMF, URL: https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2021/03/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-4-neue-standorte-aus-und-fortbildung-zoll.html