Mittwoch, 21. April 2021

t@cker-leitartikel 4/2021: Corona-Pandemie - Home sweet Homeoffice...

t@cker-leitartikel 4/2021: Corona-Pandemie - Home sweet Homeoffice...

"Corona-Pandemie

Home, sweet Homeoffice

Vor genau einem Jahr schrieb ich an dieser Stelle davon, wie das neuartige Virus unser Leben verändert. Ich schrieb davon, dass wir uns in unseren Grundrechten einschränken müssen und auf die Entscheidungen von Politik und Staat hören müssen. Nur wenige von uns nahmen an, dass wir auch heute noch in dieser Situation stecken werden. Doch wir sind ein Jahr später nicht mehr ängstlich oder besorgt - sondern wir sind müde und resigniert.
Müde von all den Einschränkungen, müde von Ungewissheit, müde von vielen leeren oder falschen Versprechungen und müde von einer unklaren Zukunft.

Während das Virus dieser Tage in der nun dritten Welle über das Land fegt, erleben wir ein gespaltenes Land. Als wichtiger Baustein der Pandemiebekämpfung befinden sich Millionen Mitmenschen im so genannten Homeoffice. Immer noch arbeitet man so vor sich hin.
In den eigenen vier Wänden und weitgehend ohne persönliche Kontakte.
Manche Kolleginnen und Kollegen dieser Tage nunmehr seit über einem Jahr ununterbrochen.
Was hat sich im letzten Jahr getan? Hoffnung auf Klarheit und Grenzen brachte schnell Hubertus Heil, der als Arbeitsminister mit seinem „Recht auf Homeoffice“ im vergangenen Jahr Schlagzeilen gemacht hat. Doch aus dem Gesetzesentwurf, welcher ursprünglich bereits im Herbst 2020 verabschiedet werden sollte, wurde bislang noch nicht viel, obwohl gesetzliche Regelungen bitter nötig wären. Und somit sitzen die Beschäftigten zum Teil noch immer mit dem Kind auf dem Arm, dem privaten Laptop auf dem Schoß, nach einem 11-Stunden-Tag auf ihrem Barhocker in der Küche und halten die zehnte Videokonferenz des Tages ab. Und sie sind müde. Müde von der Isolation und der Tristesse.
Ihnen fehlt teilweise nicht nur der Antrieb, sondern auch der Hang zur Realität.
Das Verständnis für „die Anderen“, „die da draußen“.
So entwickelt sich vielerorts nicht nur ein Unmut gegen Beschäftigte, die vermeintlich wohlbehütet zwischen Kaffeemaschine und Sofa ihren Dienst verrichten.
Auch fehlt vielen Schreibtischtäter*innen nunmehr der Blick für das Leben da draußen.
Was bedeutet es eigentlich, wenn die Einkaufsstraßen leer sind, wenn Pandemieleugner um die Häuser ziehen, wenn Mitarbeitende von Ordnungs- und Gesundheitsämtern im täglichen Einsatz immer wieder an ihre Grenzen stoßen, wenn der Ton rauer wird und die Gewaltbereitschaft steigt? Es knistert derzeit wie lange nicht mehr. Um es mit meinen Worten aus den Generationen Y und Z zu sagen, als jemand der nur das bisherige Leben in Sicherheit und Wohlstand kannte: Es knistert wie nie zuvor. Das stimmt mich nachdenklich, wo doch Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ohnehin schon länger ein trauriger Trend ist. Wie kommen wir da wieder raus?
Dass eine neue Epoche vor der Tür steht, sollte uns bereits klargeworden sein.
Dass diese Epoche die der Digitalisierung sein wird, könnte man auch ahnen. Doch wie und vor allem wie erfolgreich wir das angehen werden, steht leider noch in den Sternen.
Wir sind zweifelsohne Profis der Industrialisierung gewesen, doch schaffen wir das auch mit der Digitalisierung oder ruhen wir uns auf unseren bisherigen Erfolgen aus?
Lasst uns nun das tun, was wir am besten können: Uns regulieren.
Wir müssen erkennen, wohin die Reise geht, wir müssen Bedürfnisse aufzeigen, Rechtsrahmen schaffen und weitermachen.
Vielleicht auch anders und nicht wie immer. Vielleicht auch mal diverser, bunter und schneller anstatt monoton, grau und langsam. Müde war gestern. Diese Welt bekommt ein Update. Lasst uns unsere Kompetenzen und unser Engagement nutzen, um jetzt aufzustehen uns loszulegen. Miteinander, füreinander und für unsere gemeinschaftliche Zukunft.
Denn dann kehren wir aus dieser Pandemie stärker zurück als wir hineingegangen sind. 

Florian Schütz
stellvertretender Vorsitzender dbb jugend"

Quelle: t@cker-editorial 4/2021, S. 2


 

 

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