Der dbb Bundesvorsitzende, Ulrich Silberbach, stellte in 
seiner einleitenden Rede die Herausforderungen für den öffentlichen 
Dienst dar. Mit der Digitalisierung, ökologischen Transformation der 
Wirtschaft und Klimaschutz, Zuwanderung, Bildung, sozialem Wandel und 
Zusammenhalt umriss er die Handlungsfelder, die es zu bestellen gilt. 
Die Zukunftsaufgaben in diesen Bereichen werden ohne einen personell und
 technisch aufgabengerecht ausgestatteten leistungsfähigen und 
motivierten öffentlichen Dienst nicht zu bewältigen sein. 
											Bundesinnenministerin Nancy Faeser 
											Bundesinnenministerin Faeser brachte zum Ausdruck, dass 
das Ziel einer Modernisierung und Digitalisierung des Landes nur mit 
einem starken öffentlichen Dienst verwirklicht werden kann. Anhand 
zahlreicher Diskussionspunkte machte sie deutlich, wie dies in den 
nächsten vier Jahren erreicht werden soll, von denen wir hier einige 
wichtige Punkte herausgreifen. 
											Verantwortung der Tarifpartner 
											Faeser lobte zunächst die Rolle des öffentlichen Dienstes 
bei der Bewältigung der Pandemie. Sie machte deutlich, dass es nicht nur
 beim Applaus und Lob für die Beschäftigten bleiben kann und 
Handlungsbedarf bei der nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen
 und Beseitigung der Belastungssituation besteht. 
											Gewalt gegen Beschäftigte 
											Faeser kündigte an, dass die Beschäftigten des 
öffentlichen Dienstes zukünftig besser gegen Gewalt geschützt und Täter 
konsequent zur Verantwortung gezogen werden müssen. 
Zur Stärkung der 
Prävention sollen konkrete Handlungsschritte aus der gemeinsam mit dem 
dbb durchgeführten aktuellen Studie abgeleitet werden. „Wir werden 
gemeinsam sehr konkrete Handlungsmechanismen entwickeln, damit die 
Bediensteten besser geschützt werden.“ 
											Digitaler Aufbruch 
											Für Faeser lautet im Hinblick auf die Digitalisierung der 
zentrale Satz: „Die Modernisierung des Staates gelingt nur mit einem 
starken öffentlichen Dienst.“ 
Das BMI wolle hierbei Vorreiter, Antreiber
 und auch Gestalter sein. 
											41-Stunden-Woche 
											Bei der langjährigen Forderung von dbb und BDZ nach einer 
Rückführung der Wochenarbeitszeit signalisierte Faeser 
Gesprächsbereitschaft. Zwar verwies sie darauf, dass die Frage vor dem 
Hintergrund des Personalanstiegs auf 5 Millionen öffentliche Bedienstete
 und dem vom dbb geltend gemachten Bedarf an weiteren rund 300.000 
Einstellungen diskutiert werden müsse. Ziel sei es, dass mehr Stellen zu
 spürbarer Entlastung führen. 
Sie versprach jedoch einen sehr, sehr 
guten Austausch mit dem dbb und das Thema anzugehen. „Da gibt es 
sicherlich auch gute Ansätze über Lebensarbeitszeitkonten und andere 
Themen, wo wir bei der Belastung der Bediensteten mit der 
41-Stunden-Woche etwas Positives erreichen können.“, sagte Faeser 
hierzu. 
											Ruhegehaltsfähigkeit der Polizeizulage 
											Faeser machte deutlich, dass gerade dort, wo Beamtinnen 
und Beamte besonderen Belastungen ausgesetzt sind wie z.B. durch die 
Konfrontation mit Gewalt bei Demonstrationen und durch Schichtdienst, 
die Arbeitsbedingungen stimmen müssen. Deshalb sei es ihr ein besonderes
 Herzensanliegen, dass diese BeamtInnen einen Ausgleich für diese 
besondere Belastung auch in der Pension spüren. Deshalb will sie 
erreichen, dass als eine Form der Anerkennung für die besondere 
Belastung die Ruhegehaltsfähigkeit der Polizeizulage wiederhergestellt 
wird. 
											Der Wettbewerb um die besten Köpfe 
											Abschließend zeigte sie sich entschlossen, den Wettbewerb 
um die besten Köpfe im öffentlichen Dienst gewinnen zu wollen, indem der
 öffentliche Dienst mit verbesserten Arbeitsbedingungen, verbesserter 
Ausstattung und auch mit Haltung und Respekt vor dieser wertvollen 
Aufgabe für junge Menschen attraktiver gemacht wird. 
											Bundesfinanzminister Christian Lindner 
											Der neue Bundesfinanzminister Lindner ging in seiner Rede auf die folgenden weiteren Punkte ein: 
											Berufsbeamtentum 
											Bundesfinanzminister Lindner machte vor dem Hintergrund 
der Diskussion um das Berufsbeamtentum deutlich, dass sich die neue 
Bundesregierung zum Alimentationsprinzip bekennt und nicht beabsichtigt,
 das Berufsbeamtentum zu verändern oder in seiner Bedeutung zu 
schwächen. 
											Aufstiegsmöglichkeiten, leistungsgerechte Besoldung und Besoldungsentwicklung 
											Lindner sprach sich für eine leistungsgerechte Besoldung 
und auch Besoldungsentwicklung aus. Darüber hinaus müsse es faire 
Aufstiegschancen für BeamtInnen geben. 
											Arbeitsbedingungen 
											Aus Sicht von Lindner müssen die besten technischen, 
sachlichen und personellen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass
 die Beschäftigten im Dienst erfolgreich motiviert arbeiten können. 
											Krankenversicherung 
											Die Bundesregierung will an der Dualität von gesetzlicher 
und privater Krankenversicherung festhalten und keine Bürgerversicherung
 einführen. Erwägungen dazu, dass BeamtInnen in die gesetzliche 
Krankenversicherung einzahlen, hätten keinen Eingang in das 
Regierungsprogramm gefunden. Andernfalls würden die besondere Bedeutung 
des Berufsbeamtentums und die Bedeutung der Bausteine des 
Berufsbeamtentums für die weitere Attraktivität dieses für den deutschen
 Staat so wichtigen Berufsfelds verkannt. 
											Finanzielle Spielräume vor dem Hintergrund des Verzichts auf Steuererhöhung und Greifen der Schuldenbremse ab 2023 
											Lindner machte jedoch deutlich, dass die finanziellen 
Spielräume der neuen Bundesregierung eingeschränkt sind. Es gebe eine 
klare Prioritätensetzung der neuen Bundesregierung: 
Wir verzichten auf 
Steuererhöhungen und die Schuldenbremse des Grundgesetzes gilt ab 2023 
wieder. Wer Schwerpunkte setzen will, müsse auf der anderen Seite bei 
begrenzten finanziellen Spielräumen sagen, dass eben nicht alles, was 
wünschenswert ist, sofort geht. Das bedeutet, wenn man dann investieren 
will, den Staat handlungsfähig machen will, muss anderes zurückstellen. 
Ich werde, was möglich ist, in meinem Bereich tun, um die notwendigen 
und sinnvollen Vorhaben zu finanzieren. 
											In einer Situation, in der in die Zukunft investiert 
werden muss und gleichzeitig die finanziellen Spielräume enger werden, 
müssten Schwerpunkte gesetzt werden. Diese Schwerpunkte sieht Lindner im
 Bereich zukünftiger Technologien und bei der Ertüchtigung unseres 
Staats, bei der Stärkung des öffentlichen Dienstes und der Kernaufgaben 
von Staatlichkeit. Er sei zutiefst davon überzeugt, „dass wir im Bereich
 der Sicherheit, ich denke an Polizei, aber auch Bundeswehr und Zoll, im
 Bereich der Bildung, im Bereich der öffentlichen Verwaltung und ihrer 
Digitalisierung und so weiter und so fort viele Aufgaben vor uns haben, 
die Mittel erfordern. Und das bedeutet, dass an anderen Stellen, wo 
Konsumaufgaben, wo möglicherweise Umverteilungsvorhaben geplant sind, 
dass wir dort zunächst einmal die politischen Entscheidungen auf eine 
weitere Zukunft vertagen müssen. 
											Gewerkschaftliche Einschätzung 
											Der BDZ begrüßt die deutliche Positionierung von 
Bundesinnenministerin Faeser und Bundesfinanzminister Lindner zugunsten 
einer Stärkung des öffentlichen Dienstes und Fortführung der positiven 
Zusammenarbeit mit dem dbb und seinen Mitgliedsgewerkschaften. 
											Positiv ist zu sehen, dass bei den gesetzgeberischen 
Maßnahmen zur Sicherstellung der amtsangemessenen Alimentation auf 
Bundesebene ein neuer Anlauf gemacht werden soll. 
Im Rahmen des 
Gesetzgebungsverfahrens zum Besoldungsstrukturenmodernisierungsgesetz 
konnte die Großen Koalition hier keine Einigung erzielen. Der BDZ wird 
auch das neue Gesetzgebungsverfahren mit dem Ziel einer amtsangemessenen
 Alimentation der BundesbeamtInnen eng begleiten. 
											Ebenfalls ist es aus Sicht des BDZ zu begrüßen, dass das 
Berufsbeamtentum mit seinen einzelnen Bausteinen sowie das duale System 
aus privater und gesetzlicher Krankenversicherung nicht in Frage 
gestellt wird. 
											Weiterhin begrüßt der BDZ, dass Lindner eine Verbesserung 
der Aufstiegsmöglichkeiten für BeamtInnen in Aussicht stellt. Hier sehen
 wir eine gute Basis, um die vom BDZ formulierten Vorstellungen einer 
Modernisierung des Laufbahnrechts umzusetzen. 
											Darüber hinaus besteht aufgrund der Zusage von 
Bundesinnenministerin Faeser, das Problem der Arbeitszeit angehen zu 
wollen, die Perspektive, dass das Bundesinnenministerium in dieser Frage
 nicht mehr auf Zeit spielt. 
Der BDZ kritisiert den jahrelangen 
Stillstand bei der Frage zur Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 
Bundesbeamten/innen. Der Diskussion über die Abschmelzung der 
wöchentlichen Arbeitszeit ist bereits die vorangegangene Bundesregierung
 durch immer wieder neue Scheinargumente aus dem Weg gegangen. 
											Der BDZ Bundesvorsitzende, Dieter Dewes, zieht ein 
überwiegend positives Fazit. 
Ich sehe zahlreiche Ansatzpunkte für eine 
konstruktive Zusammenarbeit mit der neuen Bundesregierung. Wir haben 
damit eine Basis, um unsere Vorstellungen von einem modernen Zoll in die
 Umsetzung des Regierungsprogramms der Ampel-Koalition zugunsten der 
Beschäftigten in der Zollverwaltung, des ITZBund und des BZSt 
einzubringen. 
Wir werden darauf drängen, dass die von 
Bundesfinanzminister Lindner angesprochene Schwerpunktsetzung wie von 
ihm bereits angedeutet auch zugunsten des Zolls erfolgen wird. 
											In der nächsten Ausgabe des BDZ magazins werden wir weiter über die dbb Jahrestagung berichten."
Quelle: BDZ, URL: https://www.bdz.eu/medien/nachrichten/detail/news/bekenntnis-der-neuen-bundesregierung-zu-einem-modernen-und-digitalisierten-oeffentlichen-dienst.html