Montag, 31. Mai 2021

t@cker-leitartikel 5/2021: Politikverdrossenheit

t@cker-leitartikel 5/2021: Politikverdrossenheit

"Politikverdrossenheit

Kraft, Mut und Engagement gesucht

Was aus dem politischen Berlin in diesen Tagen und Wochen vor der Bundestagswahl wieder zu hören ist, könnte sich kaum jemand für ein illustres Nachmittags-TV-Format besser ausdenken. Eine Bundesregierung, die nicht regierungsfähig ist, wenn sie es sein sollte; der zum Teil rücksichtslose Testosteron-gesteuerte Kampf um das Kanzleramt; pöbelnde Demokratiefeinde in der Opposition; Minister die zu lange überlegen müssen; gespickt mit Affären rund um den Infektionsschutz.
Wer bis dato durch die ganzen Pandemienachrichten noch nicht müde war, die einschlägigen Nachrichtenformate zu konsultieren, der ist es sicher spätestens jetzt.

Politische Teilhabe für die junge Generation

Dabei ist es höchste Zeit zu handeln. Der Wunsch nach Jugendbeteiligung in politischen Belangen ist so hoch wie lange nicht mehr. Unsere Generation wünscht sich Gehör und Teilhabe. Und so sieht man aus diesen Reihen derzeit verständnisloses Kopfschütteln über das Kleinklein und die Scharmützel in Berlin. Es ist ein unbefangenes Kopfschütteln einer Generation, die politische Teilhabe anders definiert als sie derzeit gelebt wird - im Diskurs, mit Visionen, mit Lösungen.
Und nicht ablehnend oder überbürokratisch, weil man etwas schon immer so gemacht hat, es uns doch gut geht und dieses Internet sich sicher nicht durchsetzen wird …
In der Pandemie hat es sich bewährt auf Expertinnen und Experten zu hören (und damit sind natürlich nicht die selbsternannten gemeint). Wer kann denn besser Wissen zu Jugendbelangen beisteuern, als Vertreterinnen und Vertreter der Generation selbst!? Ich maße es mir ja auch nicht an, über Belange von Rentnerinnen und Rentnern zu urteilen.
Um Politikverdrossenheit in unserer Generation entgegenzuwirken braucht es frischen Wind. Zum Beispiel ist es an der Zeit, die „Alte weiße Männer“-Mentalität zu durchbrechen.
Die Belange unserer Generation fordern Mut und Aufbruch. Auch in den alteingesessenen Parteien. Traurigerweise sehen wir von diesem frischen Wind für meinen Geschmack noch überall viel zu wenig. Eine Kanzlerkandidatin ohne Regierungserfahrung ist da allerdings schon ein gutes Beispiel für den Mut, den ich mir in der Politik wünsche.

Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre

Nicht nur mutig, sondern längst überfällig ist die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Aktuell sind doppelt so viele Menschen über 60 Jahren wahlberechtigt wie unter 30-Jährige. Mit einer Absenkung des Wahlalters würden rund 1,5 Millionen 16- und 17-Jährige die Möglichkeit bekommen, wählen zu gehen.
Ich wünsche mir von der Politik der nächsten Jahre eine Wertschätzung junger Menschen, ich wünsche mir eine diverse Bundesregierung, ich wünsche mir Kraft, Mut und Engagement in den politischen Prozessen – nicht in den Hinterzimmern der Parteizentralen.
Politikverdrossen ist unsere Generation nicht, davon bin ich überzeugt. Lasst es uns zeigen. Nicht nur an der Wahlurne, sondern auch im täglichen Handeln.
Unsere Generation verdient ein politisches Gehör und mehr Beteiligung in einer Politik mit Upgrade.

Florian Schütz
stellv. Vorsitzender dbb jugend"

Quelle: t@cker-leitartikel 5/2021, S. 2. 


 

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