t@cker-leitartikel 5/2021: Politikverdrossenheit
"Politikverdrossenheit
Kraft, Mut und Engagement gesucht
Was aus dem politischen Berlin in diesen Tagen
und Wochen vor der Bundestagswahl wieder zu hören ist, könnte sich kaum
jemand für ein illustres Nachmittags-TV-Format besser ausdenken. Eine
Bundesregierung, die nicht regierungsfähig ist, wenn sie es sein sollte;
der zum Teil rücksichtslose Testosteron-gesteuerte Kampf um das
Kanzleramt; pöbelnde Demokratiefeinde in der Opposition; Minister die zu
lange überlegen müssen; gespickt mit Affären rund um den
Infektionsschutz.
Wer bis dato durch die ganzen Pandemienachrichten noch
nicht müde war, die einschlägigen Nachrichtenformate zu konsultieren,
der ist es sicher spätestens jetzt.
Politische Teilhabe für die junge Generation
Dabei ist es höchste Zeit zu handeln. Der Wunsch nach
Jugendbeteiligung in politischen Belangen ist so hoch wie lange nicht
mehr. Unsere Generation wünscht sich Gehör und Teilhabe. Und so sieht
man aus diesen Reihen derzeit verständnisloses Kopfschütteln über das
Kleinklein und die Scharmützel in Berlin. Es ist ein unbefangenes
Kopfschütteln einer Generation, die politische Teilhabe anders definiert
als sie derzeit gelebt wird - im Diskurs, mit Visionen, mit Lösungen.
Und nicht ablehnend oder überbürokratisch, weil man etwas schon immer so
gemacht hat, es uns doch gut geht und dieses Internet sich sicher nicht
durchsetzen wird …
In der Pandemie hat es sich bewährt auf Expertinnen und
Experten zu hören (und damit sind natürlich nicht die selbsternannten
gemeint). Wer kann denn besser Wissen zu Jugendbelangen beisteuern, als
Vertreterinnen und Vertreter der Generation selbst!? Ich maße es mir ja
auch nicht an, über Belange von Rentnerinnen und Rentnern zu urteilen.
Um Politikverdrossenheit in unserer Generation
entgegenzuwirken braucht es frischen Wind. Zum Beispiel ist es an der
Zeit, die „Alte weiße Männer“-Mentalität zu durchbrechen.
Die Belange
unserer Generation fordern Mut und Aufbruch. Auch in den
alteingesessenen Parteien. Traurigerweise sehen wir von diesem frischen
Wind für meinen Geschmack noch überall viel zu wenig. Eine
Kanzlerkandidatin ohne Regierungserfahrung ist da allerdings schon ein
gutes Beispiel für den Mut, den ich mir in der Politik wünsche.
Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre
Nicht nur mutig, sondern längst überfällig ist die Absenkung
des Wahlalters auf 16 Jahre. Aktuell sind doppelt so viele Menschen über
60 Jahren wahlberechtigt wie unter 30-Jährige. Mit einer Absenkung des
Wahlalters würden rund 1,5 Millionen 16- und 17-Jährige die Möglichkeit
bekommen, wählen zu gehen.
Ich wünsche mir von der Politik der nächsten Jahre eine
Wertschätzung junger Menschen, ich wünsche mir eine diverse
Bundesregierung, ich wünsche mir Kraft, Mut und Engagement in den
politischen Prozessen – nicht in den Hinterzimmern der Parteizentralen.
Politikverdrossen ist unsere Generation nicht, davon bin ich
überzeugt. Lasst es uns zeigen. Nicht nur an der Wahlurne, sondern auch
im täglichen Handeln.
Unsere Generation verdient ein politisches Gehör
und mehr Beteiligung in einer Politik mit Upgrade.
stellv. Vorsitzender dbb jugend"
Quelle: t@cker-leitartikel 5/2021, S. 2.
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