BDZ vor Ort: Dienststellenbesuch des HPR-Vorsitzenden beim Zollamt Garching-HochbrückDer BDZ besucht Dienststellen vor Ort und hört sich die Probleme an. Der HPR-Vorsitzende Thomas Liebel war in München beim Zollamt Garching-Hochbrück zu Besuch:
"BDZ vor Ort
Am 11. November besuchte der Vorsitzende des
Hauptpersonalrats beim BMF und stellv. BDZ-Bundesvorsitzende, Thomas
Liebel, das Zollamt Garching-Hochbrück. Als „das Zollamt für München“
gehört Garching-Hochbrück mit einer Personalstärke von 40 AK zu den
größten Binnenzollämtern in Deutschland.
Begrüßt wurde Koll. Liebel von der Leiterin des HZA
München, RDin Dr. Stephanie Nusser, der Zollamtsleiterin, ZOARin Brita
Krug sowie den Kollegen ZAM Florian Drobilitsch und ZOIin Julia Tkocz.
ZOARin Krug präsentierte zu Beginn die Zahlen der
Zollstelle: bedingt durch eine Vielzahl großer international agierender
Unternehmen weist das Zollamt eine besonders hohe Zahl an
Exportanmeldungen auf. Durch den Messestandort München und viele Museen,
Galerien und Auktionshäuser spielt in Garching die Vorübergehende
Verwendung ebenfalls eine zentrale Rolle. In den Abfertigungszahlen für
2021 schlägt sich zudem der Brexit mit einem Anstieg von rund 20% in
allen Abfertigungsbereichen deutlich nieder.
Liegenschaft und Umzug
Beim anschließenden Rundgang durch das Zollamt erhielt der
HPR-Vorsitzende einen Eindruck von den Besonderheiten der Liegenschaft.
Aufgrund eines auslaufenden Mietvertrags ist ein Umzug der Dienststelle
geplant. In Hinblick auf die besonderen Anforderungen an ein Zollamt
mit Amtsplatz gestaltet sich gerade in der Hochpreisregion München die
Suche schwierig. Ein bereits eingeplantes Objekt wurde vom Vermieter
kurzfristig anderweitig vergeben. Nach derzeitigem Stand wird nun ein
Neubau im Münchner Südosten geplant. Hierbei appellierte
Zollamtsleiterin Krug, dass man bei der Planung auch die Belange der
Beschäftigten berücksichtigt: die Anbindung an den öffentlichen
Nahverkehr, Beschäftigtenparkplätze, eine bedarfsgerechte Größe und
Ausstattung von Büros und Sozialräumen waren dabei nur einige Punkte.
Koll. Liebel sagte hier seine Unterstützung zu und dass er die
Entwicklung als HPR-Vorsitzender begleiten werde.
Im Gespräch mit den Beschäftigten sowie der Leitung wurden weitere Themen angesprochen, die die Zollamtsbeschäftigten belasten:
Mobiles Arbeiten
Ein Thema, das großen Unmut hervorruft, ist die Art und
Weise der Präsentation der neu geschlossenen Dienstvereinbarung zum
Mobilen Arbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen des Zollamts fühlen sich
hier ein Stück weit „vergessen“. Bei einer Dienststelle mit festen
Öffnungszeiten und nicht geringem Publikumsverkehr ist das mobile
Arbeiten überhaupt nur sehr eingeschränkt möglich. Zollamtsleiterin Krug
wies zudem auf die stets angespannte Personalsituation hin, die die
Möglichkeiten für mobiles Arbeiten in Garching nahezu unmöglich macht.
Mehr als vereinzelte Tage, die man kurzfristig einplant, sind einfach
nicht möglich. Bei der Umsetzung der Rahmendienstvereinbarung darf keine
„Zwei-Klassen-Gesellschaft“ innerhalb des Zolls entstehen. Vielmehr
müssen die Besonderheiten des Abfertigungsdienstes im Zusammenhang mit
der Vereinbarkeit des mobilen Arbeitens durch das Audit Beruf und
Familie der Generalzolldirektion und die zuständigen
Interessenvertretungen stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Ansehen des Abfertigungsdienstes
Im Zusammenhang mit dem Mobilen Arbeiten wurde auch das
Ansehen des Abfertigungsdienstes sowie die schwierige Personalgewinnung
besprochen. Aus Sicht der Abfertigungsbeamten liegt der Fokus der
Zollverwaltung auf dem Vollzugsbereich. Die Außendarstellung des Zolls
in den Medien unterstützt diese Sichtweise, sodass Nachwuchskräfte die
Tätigkeit beim Zollamt oftmals als „fade“ empfinden. Gerade in München
ist mit dem Zollfahndungsamt sowie dem Flughafen eine breite Auswahl an
anderen Tätigkeiten vorhanden. Für die jungen Nachwuchskräfte spielt
dabei auch der monetäre Aspekt eine Rolle. Zwar wurde mit der
Bereichszulage für die Zollstellen eine weitere Gehaltskomponente
geschaffen, die sich aber mit der Erhöhung der Polizeizulage wieder
neutralisiert hat.
Finanzielle Aspekte
In diesem Zusammenhang wurden von den jungen
Probezeitbeamten auch die Themen Ballungsraumzulage,
Staatsbedienstetenwohnunterkünfte sowie kostenlose Nutzung der Bahn
angesprochen.
Ausbildung der Nachwuchskräfte
Wegen der erhöhten Einstellungszahlen und dem Umstand,
dass das HZA München nur zwei Zollämter hat, hat sich die Zahl der
auszubildenden Nachwuchskräfte in Garching in den vergangenen zwei
Jahren verdoppelt. Dank der flächendeckenden Einführung von Skype kann
die Ausbildung derzeit in einem noch akzeptablen Rahmen und qualitativ
anspruchsvoll durchgeführt werden. Von den Ausbildungsbeamten wird
dennoch moniert, dass die Ausbildung in der Zollverwaltung nicht als
Arbeit gesehen wird, sondern als „Nebenprodukt“, das man im
„Vorbeigehen“ erledigt. Für die Zeit „nach Corona“, wenn die Ausbildung
wieder überwiegend in Präsenz stattfinden kann, sieht man in Anbetracht
der Menge an Anwärtern derzeit wenig Möglichkeiten, die Qualität
weiterhin hochzuhalten. Hier muss es eine deutliche Verbesserung geben,
die einerseits die Qualität der praktischen Ausbildung sichert und
andererseits die Ausbildungsleistung anerkennt.
Digitalisierung
Beim Thema Digitalisierung sehen die Zollamtsbeschäftigten
noch sehr viel Potenzial. Zu viele Tätigkeiten werden händisch und
papiermäßig erledigt. Von der so viel propagierten papierlosen
Verwaltung ist man im Bereich der Zollabfertigung noch sehr weit
entfernt.
Im Ergebnis verbleibt ein breites Spektrum an Handlungserfordernissen für attraktivere Rahmenbedingungen der Zollabfertigung."
Quelle:
BDZ, URL: https://www.bdz.eu/medien/nachrichten/detail/news/dienststellenbesuch-beim-zollamt-garching-hochbrueck.html