Montag, 4. November 2019

t@cker-tipps 11/2019: Arbeiten im Homeoffice - Zufriedenheit steigt, aber auch die psychische Belastung

t@cker-tipps 11/2019: Arbeiten im Homeoffice - Zufriedenheit steigt, aber auch die psychische Belastung

"Arbeiten im Homeoffice

Zufriedenheit steigt – aber auch die psychische Belastung


Digitalisierung: Mobil arbeiten zu können, hat viele Vorteile. Doch auch das Risiko für psychische Belastungen steigt.
 
Rund 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten schon heute regelmäßig außerhalb ihres stationären Arbeitsplatzes in Behörde, Betrieb, Unternehmen, unabhängig von Ort oder Zeit. Knapp die Hälfte davon arbeitet häufig von zu Hause aus. 
Eine aktuelle Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt die großen Vorteile von Homeoffice. Dazu gehört, dass die Beschäftigten ihre Arbeit selbstständiger planen können und mehr Entscheidungsfreiheit sowie Mitspracherechte haben. 
Aber: Diese Beschäftigten haben auch stärkere psychische Belastungen als Menschen, die nur an ihrem Arbeitsplatz tätig sind.


„Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen. 
Wer viel im Homeoffice arbeitet, leidet häufiger unter solchen Problemen als andere Beschäftigte. Dennoch haben flexible Arbeitsbedingungen viele Vorteile. 
Wichtig ist, die Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich zu gestalten“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports. Für die Studie hat das WIdO im Frühjahr 2019 etwa 2.000 Beschäftigte zwischen 16 und 65 Jahren befragt.

Viele Befragte mit Homeoffice berichten von einer höheren Arbeitszufriedenheit und den Vorteilen flexibler Arbeit. Neben einer höheren Autonomie gehört für mehr als zwei Drittel (67,3 Prozent) dazu, dass sie zu Hause mehr Arbeit bewältigen können und drei Viertel (73,7 Prozent) schätzen daran, dass sie konzentrierter arbeiten können als am Arbeitsplatz. Darüber hinaus beschreibt fast jeder Zweite (45,8 Prozent) mit Homeoffice seinen Arbeitsaufwand außerhalb des Unternehmens als genau richtig.


Grenze zwischen Job und Privatleben verschwimmt

Gleichzeitig fühlten sich laut der Befragung 73,4 Prozent der Befragten, die häufig im Homeoffice arbeiten, in den letzten vier Wochen erschöpft. 
Bei Beschäftigten, die ausschließlich im Büro tätig sind, waren es nur 66 Prozent. 
Über Wut und Verärgerung klagten 69,8 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice gegenüber 58,6 Prozent im Büro; bei Nervosität und Reizbarkeit waren es im Homeoffice 67,5 Prozent im Vergleich zu 52,7 Prozent. Auch Lustlosigkeit, Konzentration und Schlafstörungen unterscheiden sich deutlich zwischen den beiden Gruppen. 
„Im Homeoffice verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatleben stärker. 
Damit wächst das Risiko, dass Erholungsphasen schrumpfen“, gibt Schröder zu bedenken. So verlegt laut der WIdO-Befragung jeder Dritte mit Homeoffice häufig Arbeitszeit auf den Abend oder das Wochenende (33,9 Prozent). Fast ein Fünftel der betroffenen Befragten berichtet über Probleme mit der Vereinbarkeit von Arbeitszeit und Freizeit (18,8 Prozent) oder über Anrufe beziehungsweise E-Mails des Arbeitgebers außerhalb ihrer Arbeitszeiten (19,5 Prozent). Darüber hinaus gibt mehr als ein Drittel der Beschäftigten mit Homeoffice an, dass sie Probleme haben, nach Feierabend abzuschalten (38,3 Prozent). Bei den Beschäftigten, die ausschließlich im Betrieb arbeiten, ist das nur jeder Vierte (24,9 Prozent).


Trotz der höheren psychischen Belastung haben Beschäftigte im Homeoffice geringere Fehlzeiten (7,7 Tage) als solche, die nur am Unternehmenssitz tätig sind (11,9 Tage). 
„Im Homeoffice lassen sich die Arbeitszeiten passgenauer einteilen. 
Unter Umständen arbeiten die Menschen im Krankheitsfall weniger und holen die verlorene Arbeitszeit dann nach“, erklärt Helmut Schröder.


Arbeitsgestaltung und digitale Kompetenzen

„Es mag wie ein Widerspruch klingen, dass sowohl die psychischen Belastungen als auch die Arbeitszufriedenheit im Homeoffice höher sind. Aber ob sich durch die Veränderungen aufgrund der Digitalisierung gesundheitsförderliche oder gesundheitsschädigende Effekte ergeben, ist wesentlich von der konkreten Gestaltung der Arbeit abhängig und von den digitalen Kompetenzen der Menschen“, betont Antje Ducki, Professorin an der Beuth Hochschule für Technik und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports. 
„Da die digitalen Techniken rund um die Uhr zur Verfügung stehen, braucht es beispielsweise mehr Selbstdisziplin des Einzelnen, sie auch mal auszuschalten.“


Qualifizierung und Gesundheitsmanagement
Ducki verweist darauf, dass die Digitalisierung einen massiven Bedarf an Weiterbildung sowie Neu- und Nachqualifizierung auslöst, damit die Fähigkeiten der Beschäftigten den Arbeitsanforderungen gewachsen bleiben. 
Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, legt nach: „Lebenslanges Lernen wird durch die Digitalisierung wichtiger denn je.“ 
Die Beschäftigten sollten darüber hinaus durch Angebote des Betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützt werden – und dies auch mit Hilfe digitaler Angebote wie Onlineprogrammen."

Quelle: t@cker-tipps 11/2019, URL: http://tacker-online.de/html/tipps.html



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